Du blickst durch die Augen einer Figur, die gefesselt auf den Knien wartet, bis ein mit Stacheldraht umwickelter Baseballschläger auf sie/dich herunterknallt, und dann spürst du fast den Aufprall. Du hörst ein Geräusch von brechendem Knochen, Blut rinnt über den Bildschirm, das Aufschluchzen der Gruppe, alle Geräusche werden dumpf, nur ein tinnitusähnliches Pfeifen setzt sich durch, bis es beim zweiten, dritten, siebten Schlag komplett dunkel und still wird. So endet die sechste Staffel „The Walking Dead” (2016): Gewalt von kathartischem Gruseln bis hin zu Traumaporn gehört zur Ästhetik von Zombiefilmen. Wie so oft sind in dieser Szene aber nicht Monster, sondern Menschen einander die Bösesten. Das ist nicht nur ein Fokus vieler zeitgenössischer Bearbeitungen, sondern allgemein ein nicht tot zu kriegendes Thema. Eigentlich schon seitdem sich Menschen beim Lesen von Mary Shelleys „Frankenstein” (1918) – ja, ich gehöre zu denen, die einen recht breiten Zombiebegriff haben — fragten: Wer ist hier eigentlich das Monster?
Das Bild einer auf einem Tisch in einem verlassenen Gebäude angeketteten Zombiefrau im Film „Deadgirl“ (2008) lässt an ein Experiment wie Frankensteins Monster denken, aber es ist hier nicht ihr Schöpfer, sondern es sind zwei junge Männer, die sie finden und alle Klischees durchexerzieren: Der Film ist ein Füllhorn der Rape Culture.

Solch eine Pornografisierung des Genres findet sich auch in „Zombie Strippers” (2008), allerdings werden da die Männer zu Opfern der von ihnen sexuell Objektifizierten.

Annalee Newitz schreibt in „Zombie Feminism” (2008) darüber, was diese Filme gemein haben: Die als Objekt der Begierde missbrauchte Frau muss zum Monster werden, um sich wehren oder rächen zu können. Weitergesponnen ist das letztlich ein Spiegel dafür, wie Frauen oft sogar in ihrem eigenen Blick zum „Monster” werden, wenn sie sich wehren. Die Palette der „Monster” dabei ist breit: Hysterikerin, Spaßverderberin, Vergewaltigungslügnerin etc. …

Gab es im Horror der 1970er-Jahre zwar auch die Frau als panisches Opfer, war jedoch ein wichtiger Bruch zu beobachten, den George Romero 1968 mit seinem ersten Zombiefilm „Night of the Living Dead“ gesetzt hatte. Zombies konnten hier erstmals jenseits von Mann-Frau-Dichotomien als Metapher für rassistisch und klassistisch Unterdrückte im Kapitalismus gelesen werden. In vielen aktuellen Werken führt die Zombieapokalypse dagegen wieder zu einer Verstärkung von Genderstereotypen, wie in „Zombieland“ (2009): Zwei Frauen sitzen am Ende des Films hilfl…