Sa-Roc

The Sharecropper’s Daughter
Rhymesayers Entertainment /
Secretly Distribution

Das Ende des US-amerikanischen Bürgerkriegs markierte einen Umbruch, der auch das landwirtschaftliche System der Vereinigten Staaten transformierte. Viele ehemalig Versklavte ernteten ab 1865 als „Sharecropper“ auf den Tabakplantagen. In der Theorie ein Prinzip, von dem sowohl Schwarze Pächter*innen als auch weiße Landbesitzer*innen profitierten. Tatsächlich aber eine aufgeweichte Abhängigkeit, die die systematische Trennung zwischen Weiß und Schwarz weiter fütterte. Schnitt zu 1989: Ein Drogenkrieg tobt in der US-amerikanischen Hauptstadt. Seine Opfer: meist jung und Schwarz. Hier wächst die Tochter eines früheren Sharecroppers auf. Heute reflektiert Sa-Roc über dieses Erbe. Sie zieht Parallelen zwischen der Realität ihres Vaters und ihren eigenen Anfängen als Rapperin. „Zwei sehr unterschiedliche, aber tragisch vertraute Geschichten über das Schwarzsein in Amerika.“ Die vegane Aktivistin und Rapperin katalysiert den Ruf nach sozialem Wandel in energiegeladene Beats und vielsagende Lyrics. Dabei wird sie u. a. von Saul Williams, der R’n’B-Sängerin Ledisi und dem Reggae-Künstler Chronixx unterstützt. Als Zeremonienmeisterin rüttelt Sa-Roc auf, macht vererbte Traumata sichtbar und spiegelt diese in ihrer Musik. „The Sharecropper’s Daughter“ erinnert daran, dass es im HipHop immer schon darum ging, ungehörte Stimmen zu verstärken. Sarah Kailuweit

 

beabadoobee
Fake It Flowers
Dirty Hit / Ingrooves

beabadoobee setzt das klare Statement, dass sie nicht als ein weiteres unbekümmertes Blumenmädchen für die Festivalsaison gelten möchte: Kurzerhand verspeist die Musikerin die Blume, die ihr Album ziert, im Video zu „Care“. Während die visuelle Untermalung mit LoFi-Goth-Charme spielt, rauscht ein Indie-Rock durch die Anlage, der sich kräftig an den frühen Nullerjahren bedient. In Songs wie ebenjenem „Care“ oder dem artverwandten „Together“ empfiehlt sich beabadoobee mit entspanntem Timbre und kräftigem Griff noch als neue Slacker-Queen. Aber da ist auch diese intime Melancholie, die ihr Debütalbum „Fake It Flowers“ zum Seelenstriptease macht. Aus genau diesem Spagat zwischen lässigem Rock und sanften Popmomenten heraushat sich beabadoobee schon so manchen Vergleich mit der jungen Avril Lavigne eingespielt. Der Charmefaktor stimmt also schon mal, auch wenn der Closer „Yoshimi Forest Magdalene“ dann doch etwas zu lautstark gegen jede Form von Kategorisierung anstürmt. Dem Vorabhype, der ganz Gen-Z-like durch ein virales TikTok-Video ausgelöst wurde, wird beabadoobee somit vollkommen gerecht. Fun Fact: Selbst benutzt die Musikerin die App übrigens nicht – mit der Schublade wird das wohl nichts mehr. Julia Köhler

 

Emma Ruth Rundle & Thou
May Our Chambers Be Full
Sacred Bones / Cargo

Treffen sich eine Post-Rockerin und ein Metal- Typ – das klingt wie der Aufbau eines mittelmäßigen Witzes. Allerdings gibt es wenig zu lachen, wenn sich Emma Ruth Rundle und Thou zusammentun. Es geht düster zu, und auf eine schnelle Pointe ist hier auch niemand aus. Das Beste aus beiden Welten verschmilzt in kollaborative Ambient-Stücke, die musikalisch sicher eher am Sludge-Metal-Ende der Skala zu verorten sind und in der Tendenz immer (mindestens) ein bisschen zu lang, um im Radio zu laufen. So selten sind solche Kollaborationen nicht. Metal-Dudes laden sich ja öfter mal coole Frauen ein. Bei Rundle und Thou wirkt es aber nicht so, als würde sich da ein pseudoemanzipiertes Ego durchsetzen – alle Zeichen stehen auf Austausch. Es reibt sich nicht nur Rundles klarer Gesang mit dem Metal-Gejeiere der Thou-Boys, sondern auch Andy Gibbs’ komplexe Gitarrenriffs mit ihrer stabilen Basis. „May Our Chambers Be Full“ heißt die Platte – eine Bitte, die vor dem bevorstehenden Ätz-Winter wahrscheinlich weniger an irgendwelche Korn- und vielmehr an unsere Herzkammern adressiert ist. Anna Seidel

 

Culk
Zerstreuen über euch
Siluh / Cargo

Es nervt, dass fast alle Bands aus Österreich, die seit Jahren im deutschsprachigen Raum gehypt werden und Erfolg haben, aus cis Männern bestehen. Wo es doch auch dort so viele tolle Musikerinnen gibt! Es hat gefälligst genauso viel Beachtung zu finden, mit wie viel abgründigem Glanz und scharfer Beobachtungsgabe jetzt bspw. Sophie Löw (Stimme, Text, Synthesizer, Gitarre, Artwork) mit ihrer Band Culk ihr zweites Album vorlegt. Es ist voller abstrakter Substantive, die zum Leben erweckt werden, und Tunwörter, die zum Handeln anregen. Ein gesamtes Album über „die tief verwurzelten patriarchalischen Strukturen“ (Albuminfo); formverliebt, voll unheilvoll klingender Post-Punk-Gitarren und Shoegaze- Wall of Sounds. Auch mit ihrem Gesang schafft Löw das Kunststück, entrückt und expressiv zugleich zu klingen. Wenn sie so prägnante Zeilen singt wie: „Einander verlieren heißt nicht immer verlieren“ oder mit wenigen prägnanten Worten die langzeitliche Dimension von Traumata auf den Punkt bringt: „Was ist schon normal … / Du zerbrichst Jahre später noch mal.“ Die Stücke klingen, als würde sie unter einem Zitronenbaum sitzen, nachdem sie gerade aus der Schockstarre erwacht ist – weil wir das Leben nur genießen können, wenn die Wunden benannt werden dürfen, die uns zugefügt wurden. Wo dann auch das Private politisch wird. Liebeslieder zur Zeit, mit viel Liebe zur politischen Beobachtung. Nimm das, Bilderbuch-Fan! Kerstin Grether

 

Kylie Minogue
Disco
BMG / Warner

Spätestens seit ihrem Comeback mit Hits wie „Spinning Around“ (2000) ist Kylie Minogue eine unangefochtene Queen des Dancepop. Vermutlich auch deshalb irritierte ihre letzte Platte „Golden“ (2018): In Nashville produziert, versprach sie Country, schaffte aber nur uninspirierte EDM- Aufgüsse mit Gitarre. Ihr 15. Studioalbum ist im Gegensatz dazu die absolute Negierung künstlerischer Experimente. „Disco“ ist nicht nur der Name des Albums, es ist auch konsequent durchgezogenes Konzept. Wie die Heilsbringerin einer anderen Zeit reitet Kylie Minogue im Glitzerregen auf goldener Pferdestatue durch ihr Video zu „Say Something“. Sie fragt, ob wir an Magie glauben und wo der*die DJ hingeht, wenn die Party vorbei ist. Mit klebriger Stimme flüstert Minogue von aufregenden Nächten und spontanen Berührungen vor vorhersehbar arrangiertem Funk, Synthie- Klängen und eingängigem 4/4-Takt. Zusammen mit Songwriter-Hochkarätern wie Ash Howes (Ellie Goulding u. a.) hat die Australierin ein Album produziert, das konsequenzlosen Hedonismus feiert und rauschenden Camp glorifiziert. Kylie Minogue gibt uns in unserer Corona-Gegenwart alles, was wir seit Monaten verzweifelt vermissen. Würde sie mit diesem Album zünden, wenn es in einer anderen Zeit veröffentlicht werden würde? Kann diskutiert werden. Jetzt gerade wissen wir aber: Our Disco needs her! Silvia Silko

 

Pose Dia
Front View
Bureau B / 375 Media / Indigo

Vor gerade einmal einem Jahr erschien „Now“, das Debüt des Hamburger Experimentalpopduos Shari Vari. Die Musikerinnen und Künstlerinnen Helena Ratka und Sophia Kennedy kombinierten darauf soulige Popentwürfe mit clubbiger Strenge und erschufen einen so eigenwilligen wie betörenden Sound. Ratka, zuständig für Beats und Klangflächen, legt nun als Pose Dia ihr erstes Soloalbum vor. „Front View“ ist eine zwölf Tracks dauernde Expedition ins Ungewisse, die immer wieder Einflüsse aus Wave, Techno oder Pop erkennen lässt. „I’m always walking, walking, running“, heißt es in einem Track zu sich windenden Synthesizer- Arpeggien, und das Gefühl von stetigem In-Bewegung-Sein beschreibt „Front View“ auch als Ganzes gut. Ob in Gestalt einer psychedelischen Rollerfahrt wie im Video zu „Phase Paraphrase“ oder der von hypnotischem, ein wenig an die verspulte Wörterbuchpoesie von Easter erinnerndem Gesang in „Smoz Opera“: Das erzählende Ich sucht, schaut, sortiert. Im Opener „At The Beach“ entwirft Ratka mit stoischem Sprechgesang eine Strand- und Meerbildwelt, in der sich Menschen suchen und verpassen. „Nothing happened“, singt sie, während sich wie zum Trotz in der Musik mit waberndem Bassynth und eingesprenkelten Streichern eine Klangwelt auftut, die sich im Verlauf dieses famosen Albums immer wieder verändern wird. Jana Sotzko

 

Raiders
Queens Of Club
Compilation
Raiders Records / Eigenvertrieb

Clubsounds direkt aus der Quarantäne: Die zweiteilige Kompilation des Berliner Raiders- Kollektivs feiert kontemporäre, aufsteigende Clubkönig*innen auf ihrer ausschließlich von weiblichen und non-binary Produzent*innen gemasterten und designten „Queens Of Club“- Veröffentlichung. Die digital und auf exklusiven roségoldenen USB-Sticks erhältlichen Tracks erinnern uns daran, dass wir – die Clubgänger*innen, Autor*innen, Produzent*innen und DJs – auch während der omnipräsenten Pandemie das Ungleichgewicht und die Unterrepräsentation marginalisierter Gruppen in den Clubszenen nicht aus den Augen verlieren dürfen. In fact, we have to push it real good. Der Sound auf den beiden Teilen „Astral Booty“ und „Night Shift“ besteht aus einer beat- und basslastigen Vielfalt, beigesteuert von u. a. Sarah Farina, Dolomea, Danielle Arielli, Coca Cobra und DJ Fuckoff. Ob Funk, Leftfield, Breaks, Ghetto Techno, Footwork, spielerischer Hardcore oder Acid – die Tracks bangen und transportieren einen diversen Clubsound, wie man sich ihn für die Zukunft wünscht. Die Besonderheit der Compilation liegt eben gerade in ihrer Referenzialität an Vergangenes und Zukünftiges zugleich. Denn während sich der Titel auf die 2001 erschienene LP „Queens Of Baltimore Club“ bezieht, die Produzentinnen sichtbar machte und unterstützte, exemplifiziert die facettenreiche Zusammenstellung ein signifikantes Release im aktuellen Diskurs um die Zukunft der Clubkultur, die sich als inklusiver und gleichberechtigter verstehen möchte als in präpandemischen Zeiten. Franzi Finkenstein

 

Adrianne Lenker
Songs & Instrumentals
4AD / Beggars / Indigo

Was macht man, wenn man in der Erfolgskurve jäh gestoppt wird? Adrianne Lenker befand sich mit ihrer Band Big Thief auf Europatour, um die zwei aktuellen Alben vorzustellen, die sie 2019 veröffentlicht hatten. Dann kam Covid-19, und die Big-Thief-Tour musste Anfang März abgebrochen werden. Lenker zog sich in die Berge von West-Massachusetts zurück, wo sie in der Abgeschiedenheit einer kleinen Hütte begann, auf der Akustikgitarre an neuen Songs zu arbeiten. Sie bekam Besuch von ihrem Freund, dem Produzenten Philip Weinrobe, der so begeistert von Lenkers Liedern war, dass er sofort mit Aufnahmen beginnen wollte – außer einem alten Walkman aber keine Gerätschaften dabeihatte. Schließlich fand sich eine 8-Spur-Maschine, mit der die Songs – „100 Prozent analog“, so Adrianne Lenker – aufgenommen werden konnten. Die unfreiwillige Isolation stellte sich als kreativ äußerst fruchtbare Phase heraus: 13 Songs sind auf Lenkers Soloalbum gelandet, aufgeteilt in zwei Teile namens „Songs & Instrumentals“. Überwiegend leise und durchscheinend zart sind diese Stücke, teils an legendäre Indie-Folk-Bands wie Indigo Girls erinnernd (das scheint Lenker auch selbst so empfunden zu haben: Ein Track heißt „Music for Indigo“) und wegen des unverwechselbaren Gesangs natürlich an Big Thief. Neben kontemplativem Kaminfeuer-Folk gibt es herrliche Popsongs wie „Anything“ oder „Zombie Girl“ – Lenker wünscht sich, dass ihre Musik „wie ein Freund“ anderen durch schwere Zeiten helfen möge: Das gelingt ihr auf jeden Fall. Christina Mohr

 

This Is The Kit
Off Off On
Rough Trade / Beggars / Indigo

„Off Off On“ ist quasi die direkte Folge aus dem Vorgängeralbum „Moonshine Freeze“ von 2017. Auf diesem mischte Aaron Dessner von The National in sechs Songs mit, woraufhin Songwriterin und Frontfrau Kate Staples auf deren Platte „I Am Easy To Find“ mitsang und anschließend eingeladen wurde, die The-National-Tour zu begleiten. Dadurch verzögerte sich die für 2018 geplante Fertigstellung. Aufgenommen wurde in einer einsamen Waldhütte im britischen Wales, jedoch nicht Covid-19-bedingt, sondern kurz davor. Passenderweise handelt „Off Off On“ von Ereignissen, die einen einholen, und davon, wie man versucht, sich den Umständen anzupassen, mit ihnen umzugehen. Staples beschreibt diesen Vorgang als besonders im Rationalen herausfordernd. Im Grunde also auch die Herausforderung im Umgang mit der Pandemie – insofern passt das Album perfekt in die jetzige Zeit. Die Wahlpariserin aus dem britischen Winchester und ihre langjährigen Bandkolleg*innen Rozi Plain, Jamie Whitby-Coles und Neil Smith ließen sich also umständehalber Zeit, und die brachte ein sehr gut durchlaufendes Album von elf Stücken hervor. Die eingängigen Melodien enthalten erkennbare Elemente aus Folk und Jazz, manchmal Post-Rock, Soundpassagen schieben sich wie klingende Layers übereinander, lösen einander ab. In ihren Gesang baut Staples einige Melismen ein, sehr lässig. Ihre ostentative, doch nie nervige Art der Wiederholung in Gesang und Melodie kommt gepaart mit der weichen Instrumentierung durch Banjo, Gitarren und Bläsersätze sowohl eindringlich als auch subtil daher. Imke Staats

 

Mourn
Self Worth
Captured Tracks / Cargo

Ein problemzentriertes Album – Mourn veröffentlichen mit „Self Worth“ Indie-Rock für die Wut und das Für-sich-Einstehen. Es tut gut, dem Frust Luft zu machen, und es tut so gut, das auch von anderen zu hören, denn es geht dabei vielen ähnlich. Die Songs auf „Self Worth“ sind spannend: Hart, getrieben und doch sind die Melodien eingängig, im Spannungsfeld zwischen Indie-Rock und Post-Hardcore. Jazz Rodríguez, Carla Pérez Vas und Leia Rodríguez sind die erwachsene Version der Band aus Barcelona, „Self Worth“ ihr selbstbewusstes, viertes Album. Mourn haben sich verändert, genauso wie die Welt um sie herum. 2019 gab es einen Line-up- Wechsel, neu ist Drummer Victor Pelusa. 2020? Ein kollektiver Marathon, aber Mourn auf dem Weg in die Arbeit zu hören tut gut. Verschachtelte Beats, grungige Gitarren, ein wuchtiger Gesamtsound, der aneckt und sich reibt. Es macht Spaß zuzuhören, man möchte mitschreien, will mitspringen und rausgehen, die Konzerte besuchen, die man nur mehr aus Videos kennt. Selbstwert einfordern heißt auch Neinsagen, Ablehnen, und das kann befreiend sein. Mourn liefern dazu einen selbstbestimmten Soundtrack, der die üblichen Erwartungen an selbst ernannte Riot-Grrrl-Referenzbands außen vor lässt und auf Nostalgie verzichtet. „I shouldn’t be trying to prove my worth“ – ja. Franziska Schwarz

 

Sorry3000
Warum Overthinking dich zerstört
Audiolith / Broken Silence / The Orchard

„Befindlichkeitsbasierter Kartoffelpop“, meint der Pressetext der Band Sorry3000. Damit wären schon einmal zwei wichtige Faktoren geklärt: Es handelt sich bei Sorry3000 um eine deutsche Band aus Halle an der Saale (Stichwort Kartoffel) und es wird Pop gespielt. Das Ganze ist zu finden auf dem Label Audiolith, insofern bieten Sorry3000 auch den typischen Sound, den Bands von Audiolith nun mal so bringen: Synthie, Gitarre, Geschrei, Beat. So plump das jetzt erscheint, so gut funktioniert es auch bei Sorry3000. Wer das Album „Warum Overthinking dich zerstört“ startet, kann sich zunächst Schmunzeln und Augenrollen nicht verkneifen: Texte à la Schnipo Schranke extra schief gesungen, dazu fiese Kirmes-Synthie-Sounds, das alles mit urbaner Slacker-Haltung. Doch die Band um Stefanie Heartmann und Bianca Stress lässt sich nicht so einfach abhaken und überrascht im Verlauf mit eigensinnigen Texten rund um die Ost-West- Thematik wie in „Neustadt“. Das Album macht einfach Spaß, spätestens bei „Dirty Talk“ wird es richtig tanzbar mit Ohrwurmgefahr. Audiolith eben. Überraschungen gibt es nicht, dazu sind die Kompositionen zu einheitlich. Aber vielleicht muss das so im „Real-Pop“ sein, wie die Band ihre Musik bezeichnet? Auf jeden Fall ein Tipp für Live-Gigs, denn die werden mit Sorry3000 ganz sicher Lust machen. Michaela Drenovaković

 

Stella Sommer
Northern Dancer
Northern Dancer Records / The Orchard / Membran

Da ist sie wieder, die nonchalante Stimme, smart und seufzend zugleich: „A lover alone is no beginning / A lover alone is no end / A lover alone is something that’s hard to understand …“ Zwei Jahre nach ihrem tollen Solodebüt „13 Kinds Of Happiness“ betört Die-Heiterheit-Chefin Stella Sommer nun mit ihrem zweiten Album „Northern Dancer“, für das sie ihr Label Northern Dancer Records gründete. Früher sah man sie oft ganz in Schwarz, heute trägt sie auch mal Teewurst- Orange, wie im Video zur Single „A Lover Alone“. Die musikalische Begleitung zu ihrer Alt- Stimme ist karg: Gitarre, Klavier, bisschen Horn und Geigen. Neu ist auch, dass nur im Song „7 Sisters“ Drums zu hören sind, bei den übrigen neun Tracks gibt’s mal eine Pauke, mal ein Becken- Crescendo. Den Liedern bekommt das gut, dem flotten „The Eyes Of The Singer“ etwa oder „Young Ghost, Old Century“, auch dem träumerischen „We Only Part“. Stella Sommer klingt nun nicht mehr nach Nico, eher nach Nancy Sinatra meets Lana Del Rey. Im letzten Song „Lights On The Water“ singt Sommer: „Lights on the water leading me to you“. Am Ende hält „Northern Dancer“ also einen Hoffnungsschimmer bereit: Da ist ein Licht am Ende des Tunnels, und das ist hoffentlich prächtig. Nicht nur dieser Tage ein tröstendes Signal. Barbara Schulz

Diese Texte erschienen zuerst in Missy 06/20.