Von Dominique Haensell

Markus Hawemann (Tucké Royale) will raus. Besser gesagt: rein – in die Großstadt, ins verheißungsvolle Berlin, das eigentlich gar nicht so weit weg ist von der uckermärkischen Provinz, in der Markus und seine Großmütter (Monika Zimmering, Jalda Rebling) leben. Dorthin, wo vielleicht die queere Wahlfamilie auf ihn wartet, deren imaginierte Präsenz schon jetzt fast greifbar scheint. Doch ganz so erwartungsgemäß gestaltet sich der Stadt-Land-Gegensatz dann doch nicht. Denn queere Selbstverständlichkeit lebt der trans Mann Markus schon jetzt. Seine beiden Omas sind eigentlich ein Paar, und nur weil sich die demenzkranke Großmutter Alma nicht mehr an Markus’ alten Namen erinnert, heißt das nicht, dass sie die Transition nicht ohnehin akzeptiert hat. Ja, Markus will weg, aber er will auch bleiben, nicht weil ihn die „Region“ braucht, sondern weil es die geliebten

Großmütter tun. Als sich Markus im Laufe eines Sommers in den Fernsehtechniker Duc (Minh Duc Pham) verliebt, werden weitere emotionale Anker geworfen. Denn der wiederum war schon und will nicht noch mal nach Berlin, dort sei es einfach nur „anders schön“. Bis zum Schluss bleibt unklar, ob Markus seinen innigen Wunsch Wirklichkeit werden lassen oder ob er in der Uckermark bleiben wird. Das Brandenburg, das Markus bewohnt, widersetzt sich dabei unaufgeregt und ohne Kampfansage so mancher Vorstellung von provinzieller Normativität. Testosteronspritzen werden gesetzt, schwule Hook-ups finden statt, aber all das ist nicht der Rede wert, sorgt in keiner Weise für Reibung oder Aufsehen – warum auch?

„Brandenburg ist natürlich nicht überall so, aber es ist auch so“, betont Tucké Royale, Autor und Hauptdarsteller des mit „Ein Heimatfilm“ untertitelten Spielfilms „Neubau“. Die Unaufgeregtheit, mit der der Film queere Lebensrealitäten widerspiegelt, ist dabei Programm: „Neue Selbstverständlichkeit“ nenn…