Interview: Franzis Kabisch

 In eurem Kurzfilm „Antifa Faggots“ geht es um eine Gruppe Faggots (zu Deutsch „Schwuchteln“), die sich für die Abschaffung der Regierung und des männlichen Geschlechts einsetzen. Dafür verwenden sie antikapitalistische Theorie genauso wie BDSM-Praktiken. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Sex und Theorie in einem Porno zu verbinden?
Lasse Långström: Ich bin schon mehr als die Hälfte meines Lebens in anarchistischen, queerfeministischen Bewegungen aktiv und habe Verbindungen zwischen linker Politik und BDSM-Praktiken erkannt. Z.B. lange Meetings mit endlosen Aushandlungen oder auch die Vorstellung, dass das Individuum sich dem Kollektiv unterordnet. Es geht dabei oft um Macht. Diese Erfahrungen wollte ich in einem Film verarbeiten und habe zwei

Freund*innen, Gitte Schmitz, eine Tunte aus Hamburg, und Andy Warlord, einen Kink-Comic-Zeichner, gefragt, ob sie das Projekt mit mir starten. Wir drei teilen auch einen Antifa-Macker-Fetisch, dem wir mal auf den Grund gehen wollten.
Vassilia Kaga: Ich komme aus der anarchistischen Bewegung in Athen, in der es viele Machos gibt – Manarchismus sozusagen. In dieser Bewegung queer zu sein, ist sehr anstrengend und fast schon eine Subkultur innerhalb einer Subkultur. Das wollten wir festhalten und haben deswegen einen Film von und für unsere Community gemacht.

BDSM arbeitet mit Dominanzverhältnissen, Hierarchien und Regeln, die im Vorhinein offen ausgehandelt werden. Können sich linke aktivistische Gruppen, in denen zum Teil sehr dogmatische, unausgesprochene Verhaltenscodes und Machtstrukturen herrschen, davon etwas abschauen?
VK: Ich denke schon. BDSM-Praktiken bieten viele Tools wie ehrliche Kommunikation. Man einigt sich auf Hierarchien, statt sie ungefragt…