Von Miriam Davoudvandi

Früher war es so: Entweder du warst HipHop- oder Rock-Fan. Doch wir leben zum Glück in Zeiten, in denen ein Song wie „Numb/Encore“ von Linkin Park und Jay-Z – der dafür sorgte, dass alle Metalheads ihre „Anti-HipHop-Allianz“-Shirts auszogen und sich die Rap-Fans in 6XL-Oversize-Tees dafür entschuldigten, den Metalheads zuvor Schläge verpasst zu haben – nicht mehr als Akt auf dem Weg zum Weltfrieden gedeutet wird. Solche Allianzen zwischen einzelnen Künstler*innen, Bands und Genres waren damals besonders, der Begriff „Crossover“ versuchte, das unbeholfen zu beschreiben. Heutzutage ist es okay, wenn sich Künstler*innen, die sich irgendwie dem Rap-Spektrum zuordnen lassen, besser mit Dragonball und Yu-Gi-Oh-Karten auskennen als mit Breakdance. Glücklicherweise

haben heute Gangsterrapper ausgefeiltere Skincare-Routinen als Beautyblogger und große Rap-Stars dürfen ganz selbstverständlich im Kleid auf ihrem Cover posieren und „a gangster in a dress“ sein wie Young Thug.
Eine der wichtigsten Figuren dieser Hybridisierung und des Aufsprengens von Genregrenzen ist Rico Nasty. Sie ist für die Kids, die damals die 50-Cent- und Eminem-Poster neben Green Day und Good Charlotte hängen hatten. Die Airmax tragen wollten, sich aber auch gerne mal ganz in Avril-Lavigne-Manier eine Krawatte über ihr Shirt hängten. Sie lässt sich inspirieren von Rihanna, ebenso wie von Joan Jett. Mit „Sugar Trap“ und ihrem neuen Album „Nightmare Vacation“ überfährt Rico Nasty momentan perfekt manikürt jegliche Grenzen mit dem Bulldozer und sowieso alles, was ihr im Weg steht: Genres, Schubladen und manchmal auch einfach „die anderen Bitches“.

Hinter Rico Nasty steckt die 23-jährige Maria-Cecilia Simone Kelly, die in Maryland/USA aufwuchs. In der sechsten Klasse kam sie aufs Internat,…