Von Agata Hofrichter

Vision1: 2039. KünstlicheIntelligenzinForm einer 3-D-animierten Katze herrscht über die Erde. „I am technology. I am love. I am your absolute governor“, sagt das niedliche Oberhaupt – und erklärt, wie es so weit kommen konnte. Vision 2: Die Meeresschildkröte „Plastic Balloon Turtle“ hat durch den Verzehr von Plastikballons einen aufblasbaren Panzer entwickelt. Das Wesen lebt in einem Ökosystem, dessen Bewohner*innen Plastik

produktiv in ihre Körper integrieren.

Beide Szenarien stammen von der Künstlerin und Forscherin Pınar Yoldaş und sind fiktiv. Das „Great Pacific Garbage Patch“, ein nordpazifischer Müllstrudel in etwa der Größe Mitteleuropas, der Yoldaş inspirierte, sowie PET zersetzende Bakterienenzyme sind real. Unwahrscheinliche Staatsoberhäupter ebenso. Anknüpfend an „Potential Worlds 1: Planetary Memories“ versammelt die Gruppenausstellung „Potential Worlds 2: Eco- Fictions“ spekulative Entwürfe der Beziehung zwischen Mensch und Natur. Wie ein Seismograf erspürt Kunst anhand der mehr oder weniger zarten Erschütterungen im Jetzt das nahende Beben. Als mächtiger Generator von Utopien gestaltet sie die Zukunft inspirierend mit. Angesichts von Müllbergen, Klimaerwärmung und Artensterben stellt sich die Frage: Wie werden alternative Lebensformen aussehen? Welche Welten können in unseren Ruinen entstehen? Teile diesen Artikel