,,Die Leute sollten Gänsehaut kriegen“
Von
Von Sonja Eismann
Warum Mode mit der Strickmaschine?
Ich hatte immer so viele Ideen und wollte nicht mehr von Hand stricken, weil mir das zu langsam ging. Ich habe dann eine Maschine angeschafft, die sich zu meinem Medium entwickelt hat. Manche spielten Gitarre in einer Band, ich habe meine Strickmaschine gespielt – das war für mich vergleichbar.
Stimmt es, dass du deine Strickmaschine mit dem Atari programmiert hast?
Am Anfang waren das ja ganz einfache Maschinen, die noch keine Muster stricken konnten. Später gab es dann diese Lochkarten, und dann erst kam der Atari. So wie die anderen auf ihrem Synthesizer komponieren konnten, konnte ich es auf meiner Strickmaschine: Nullen
und Einsen.
Dein Vater war Schneidermeister, hat er dir das Handwerk beigebracht?
Nein, ich hatte von zu Hause nichts gelernt, ich war immer Autodidaktin – bis heute. Damals hatte ich das Bedürfnis, Sachen zu machen, die es nicht zu kaufen gab und die auch bei anderen Anklang fanden. Irgendwann habe ich meinen Beruf als Verlagslektorin aufgegeben und nur noch gestrickt.
Euer Wohn-Kunst-Kollektiv fabrikneu in der Zossener Straße in Kreuzberg wird oft mit Warhols Factory in New York verglichen. War es schwierig, sich 1972 so abseits der bürgerlichen Norm einzurichten?
Das hat niemanden interessiert. Wir haben einfach Räume gesucht, in denen man anders leben und arbeiten konnte. In unserer Fabriketage, die zuerst zweihundert Quadratmeter hatte und die wir später auf sechshundert Quadratmeter ausgebaut haben, ging das: Wir konnten laut Musik machen, bis in die Nacht arbeiten und waren freier. Wir hatte…