Von Aida Baghernejad

2020 schien das Grau gar kein Ende mehr zu nehmen, selbst an den sonnigsten Tagen hingen die Covid-19-Pandemie, Rassismus und Ungerechtigkeit wie eine dicke, undurchdringliche Decke über allem. Aber hört man Arlo Parks zu, der gerade mal zwanzigjährigen Poetin und Songwriterin aus London, reißt die Wolkendecke auf, zumindest für einen Moment, und die Sonne strahlt mit voller Kraft auf uns Hörer*innen herab. Aus Arlo Parks’ Songs spricht Hoffnung, die nicht naiv von einem Mangel schlechter Erfahrungen herrührt, sondern sich direkt aus Schmerz, aus Wunden, aus tiefer Düsternis

speist. Da wären z. B. das großartige „Black Dog“, ein zartes Stück über Depressionen aus der Sicht Angehöriger, der gut gelaunte Selbstermächtigungstrack „Just Go“ oder „Eugene“, eine queere Geschichte von Herzschmerz mit den schönsten Zeilen über Liebeskummer, die dieses verdammte Jahr gehört hat: „You play him records I showed you / Read him Sylvia Plath / I thought that that was our thing.“ Überhaupt ist Parks so unglaublich gut darin, filmische Bilder mit Worten zu zeichnen, ganz nebenbei, als wäre es gar nicht so schwer. Ihre Texte gehen tief ins Detail und mindestens genauso unter die Haut – kein Wunder, sie hat ihre Karriere auch als Spoken-Word-Künstlerin begonnen. Allerdings mit einem Tiefgang, der so oft zumindest der deutschen Poetry-Slam-Riege auf der Jagd nach der nächsten Punchline abgeht.

Dazu ein zurückgenommener jazzy Sound, der analog und warm anmutet wie die dicke Decke, die wir dieser Tage doch erst recht brauchen. Was nach belanglosen Kaffeehaustunes klingen könnte, wi…