Uta

Missy Magazine 01/21, Filmrezis
© Friede Clausz

Uta ist „verrückt“. Abgerückt von der Logik materiellen Erfolgs, von Normen und dem Streben nach gesellschaftlicher Anerkennung. Mario Schneiders Doku porträtiert die Leipziger Straßenmusikerin, deren Biografie sich kein*e Regisseur*in spannender ausdenken könnte. Die blinde Siebzigjährige blickt auf ein bewegtes und bewegendes Leben zurück, das von traumatischen Ereignissen gekennzeichnet ist. Missbrauch, Prekarität und Vorurteilen zum Trotz lebt Uta ein selbstbestimmtes und antikonformes

Leben. Kunst und Kreativität stehen im Mittelpunkt ihrer Existenz und helfen ihr, Traumata nicht an die nächste Generation weiterzugeben. „Was ist schon Zeit?“, fragt sie mit ihrer kratzigen Stimme und dem Akkordeon in einem ihrer Lieder. Sie lässt die Zuschauer*innen in zahlreiche Diskurse eintauchen: Konsumkritik, Antirassismus, Feminismus, Umgang mit Beeinträchtigungen, Homosexualität, Beziehungsmodelle – Utas Person fordert eine kritische Auseinandersetzung mit all diesen Themen. Der Autor, Regisseur und Komponist Mario Schneider dokumentiert die außergewöhnliche Frau meist in Schwarz-Weiß, durch ruhige Bilder, die selbst wie eine Kritik der schnelllebigen Gesellschaft wirken. Utas Perspektive auf die Welt ist lebensbejahend, emanzipativ und ermutigend – für alle, die Konventionen entgegentreten. Laura Helene May 

Uta DE 2020. Regie: Mario Schneider. 104 Min., Start: 04.03.

 

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