Von Nora Haddada
Illustration: Zora Asse

Es scheint mir zunehmend wichtiger, artikulieren zu können, wie man geleckt werden will. Das bis dato verfügbare Vokabular hat sich dafür jedoch als unzureichend bis maximal cringeworthy erwiesen. „Weiter unten/links/rechts/oben“ sowie „ja“ und „…“ bergen offensichtlich einen allzu großen Interpretationsspielraum. Und der Geschwindigkeit des 21. Jahrhunderts entsprechend bleiben oft keine Jahre, Monate oder Wochen, um peu à peu zu erklären, was man unter einem kommenswürdigen Cunnilingus versteht.

Das ist bedauerlich, aber nicht unumstößlich. Denn zur Freude aller Leckenden und Geleckten ist Sprache ein System, das sich den Bedürfnissen der Sprecher*innen sehr gut

anzupassen weiß. In diesem Fall heißt das Bedürfnis: kommen, wenn man es wünscht – auch wenn man keine Langzeitbeziehung hat. Damit diese glorreichen Zeiten möglichst schnell eintreten, halte ich das Schreiben eines „Licktionarys“ (Leck-Diktionärs) für unumgänglich (Duden, wenn du das liest, melde dich). Ich habe mir die Freiheit genommen, schon mal damit anzufangen:

Der erste von drei Teilen würde allgemeine Modi bzw. Leckstellungen beschreiben. So etwa das Verb „artischen“ (Herkunft: Artischockenverzehr, fig.: systematisches Essen von außen nach innen). Hier werden alle erogenen Zonen um die Klitoris stimuliert, während diese explizit ausgelassen wird. Es ist eine Form des deduktiven Cunnilinguierens („vom Allgemeinen ins Besondere“). Ergänzend beschreibt der Wörterbucheintrag „VIP, der“ eine Praxis, bei der ausschließlich die Klitoris stimuliert wird. Soll motorisches Geschick akuter Leidenschaft den Platz räumen, kann „all in“ (Herkunft: Pokern, fig.: alles setzen, was man hat) geruf…