Von Manî Cûdi
Illustration: Hatice Çevik

Der islamistische Mord an dem Lehrer Samuel Paty sowie die Terrorangriffe von Nizza und Wien haben jüngst wieder Millionen von Menschen in Europa tief getroffen. Die vielen islamistischen Attentate von 2015 und 2016 schienen für einige schon in ferner Vergangenheit zu liegen, der sogenannte Islamische Staat (IS) beherrschte nicht mehr die Schlagzeilen wie noch vor fünf Jahren. Die Mobilisierung der Attentäter ist zunehmend dezentral: Während islamistische Attentäter in den 2000er-Jahren häufig bereits durch Aufenthalte in Al-Qaida-Camps und direkte Organisierung mit anderen Verdächtigen aufgefallen waren, handelt der heutige Attentätertypus verdeckter. Hinter den Taten stecken meist nicht mehr ausgeklügelte Pläne und Materialien, sondern radikalisierte Einzeltäter, die mit den Waffen, die ihnen gerade zur Verfügung stehen, versuchen, möglichst viele Menschen zu töten. Im Fall von Samuel Paty reichte es aus, dass der Lehrer am Beispiel von Mohammed-Karikaturen das Thema Redefreiheit im Unterricht behandeln wollte. Schüler*innen von Paty gelang es, innerhalb kürzester Zeit eine solche Social-Media-Kampagne um den Lehrer und die Karikaturen auf die Beine zu stellen, dass ein Attentäter sich schließlich dazu berufen sah, Paty zu enthaupten – im Namen des IS.

Islamismus ist jedoch erwiesenermaßen keine Sache von West und Ost, von „Abendland“ und „Morgenland“ – es ist ein internationales Problem. Ein Großteil der Opfer islamistischer Gewalt sind Muslim*innen. Das Iraq Body Count Project bspw., das seit 2003 zivile Opfer von kriegerischer Gewalt im Irak erfasst, zeigt, dass selbst die US-

amerikanische Invasion des Irak nicht so viele zivile Opfer gefordert hat wie die wiederholten blutigen Terroranschläge der 2000er-Jahre und die grausame Herrschaft des IS. Es ist zynisch, dann als Reaktion auf die Terrorangriffe in Europa von einem „Angriff auf unsere Lebensart“ zu sprechen.

Islamismus ist eine totalitäre Ideologie, die auf der ganzen Welt Menschenleben kostet. Jenseits von Europa fordert Islamismus auch in Südostasien, im Kaukasus, im Hindukusch, in Ost- und Westafrika Menschenleben. Über viele dieser Fälle redet man in Europa aber nicht mehr. Fast parallel zum Anschlag in Wien starben bspw. bei einem Angriff auf die Universität von Kabul 35 Menschen, die meisten davon Studierende, Dutzende weitere wurden verletzt. Wenige Tage zuvor wurden in Kenia zwei Männer für den 2013 verübten Terrorangriff auf die Westgate Mall verurteilt, der 67 Menschen das Leben gekostet hatte. Die Hintermänner und Hinterfrauen, in diesem Fall etwa die berüchtigte „White Widow“ Samantha Lewthwaite, die hinter d…