Von Josephine Papke

Es wird dunkel, die Vorhänge gehen auf – ein Film beginnt. In den nächsten 130 Minuten begebe ich mich auf eine regelrechte Achterbahn der Gefühle. Es ist Februar 2019, Black History Month, und ich schaue die Verfilmung des Bestsellers „The Hate U Give“ von Angie Thomas. Im Kinosaal in Berlin Wedding sitzen dank der Organisation des Empowerment-Projekts Each One Teach One ausschließlich Schwarze Menschen.

„Rassismus, Vorurteile, Diskriminierung und Polizeigewalt sind Probleme, die über die USA hinausreichen. Ich hoffe, dass meine Bücher dabei helfen, Empathie zu erzeugen. Indem man Menschen wie durch ein Fenster in das Leben anderer blicken lässt, verstehen sie hoffentlich ihre eigene Gesellschaft besser“, meint die Autorin Angie Thomas. Und so denke ich während des Films ebenfalls an all die Menschen in Deutschland, die durch

rassistische Gewalt ermordet wurden. Neben dem Trauern über verloren gegangene Leben spüre ich gleichzeitig einen widerständigen Zusammenhalt. Ich werde nicht vergessen, wie wir gemeinsam jubelten, als die Protagonistin Starr zu einer meinungsbewussten, kämpfenden Aktivistin wurde, oder wie wir synchron Buhrufe ausstießen, als Starrs weißer Freund mal wieder so gar nicht verstand, mit welchen Schwierigkeiten und Traumata seine 16-jährige Schwarze Freundin zu kämpfen hat.

Thomas’ jüngster Roman „Concrete Rose“ ist ein Prequel zu „The Hate U Give“ und erzählt die Geschichte von Starrs Vater Maverick. Der ist 17 und dealt als Gangmitglied mit Drogen. Als er plötzlich Vater wird, steht sein Leben auf dem Kopf. Mit dem vielen Geld, das er beim Dealen verdient hat, konnte er seiner Freundin eben noch eine beeindruckende Kette schenken. Nun steht viel mehr auf dem Spiel. Seit Maverick acht ist, sitzt sein Vater im Gefängnis. Er will nicht die gleichen Fehler machen. Aber der Weg aus der Gang ist nicht einfach…