Von Lili Hering

Pınar Karabuluts Inszenierungen sind oft feministisch interpretierte Klassiker. Wie seid ihr an diesen „männlichen“ Stoff herangegangen?
Pınar wollte sich mit Liebe und Intimität auseinandersetzen, mit allem, was im echten Leben im Moment nicht gut funktioniert. Die Geschichte ist eine Überschreibung von Ewald Palmetshofer von einem alten Stück Christopher Marlowes. Palmetshofer hat einen sehr konkreten Zugriff, die Sprache ist zum Teil brutal ehrlich, auch in den Liebesbeschreibungen. Das fanden wir textlich interessant und haben dann über die Form gesprochen, da das Theater geschlossen war. Wollen wir das im Internet anbieten, soll es ein Langfilm sein, welche Dramatik können wir uns vorstellen? Es ist eine Serie geworden,

weil so ein Ritt durch die Genres möglich und es sinnig war, da Pınar viel mit popkulturellen Anspielungen arbeitet. Das Format ist außerdem ein Kommentar auf die serielle Monogamie, die sich in der Beziehungswelt durchgesetzt hat.

Edward ist ein queerer König, der Heternormativität unterminiert und seinen Liebhaber Galveston an den Hof lädt. Wie habt ihr mit dieser Figur gespielt?
Uns war wichtig, an eine utopische Liebe zu glauben, in dem Sinne, dass Edward auch seine Ehefrau ernsthaft liebt. Das schließt sich nicht aus und ist fluid zu begreifen. Sein zweiter Liebhaber ist bei Palmetshofer ein Mann, bei uns eine Frau mit männlichem Vornamen und Pronomen. Das Gefühl der Liebe steht im Raum, an wen es sich richtet und welches Geschlecht da dranhängt, ist zweitrangig. Ästhetisch ist es ein Geschenk, nicht an Hose und T-Shirt gebunden zu sein, wenn man erzählt, dass jemand „als alles“ gelesen werden kann. Wir wollten das binäre System aufweichen anhand der Kostüme und Besetzung. Wie f…