Von Nadia Shehadeh
Illustration: Xueh Magrini Troll

Ich bin nicht ehrgeizig. Weder habe ich hehre Ziele, noch plane ich meine nächsten Jahre – schon gar nicht karrieretechnisch. Hashtags wie #WorkWorkWork treiben mir Schauer über den Rücken, und vor allem das bildungsbürgerliche Präsentieren von „Karrieren“TM anhand klassischer Laptop-Bücher-Schreibtisch-Stillleben könnte meinetwegen zugunsten von Katzenvideos für immer verschwinden. Ich möchte nicht mit Arbeit belästigt werden, auch nicht mit „interessanter“ Arbeit – es sei denn, diese Arbeit nützt dem Gemeinwohl,

z.B. weil sie aktivistisch oder essenziell ist, und das ist gerade bei den Bürgi-Karriere-Jobs, die nichts außer den eigenen Kontostand füllen, selten der Fall. Ich finde es schlimm, meine eigene Arbeit promoten zu müssen, und schäme mich dabei immer ein bisschen. Ich glaube, der Grundstein für dieses Unbehagen wurde in meiner Kindheit gelegt: Ich war eine echte Stubenhockerin. Nichts gefiel mir besser, als mich in meinem Zimmer selbst zu beschäftigen: lesen, malen, basteln, Musik hören und stundenlang ferngucken – das alles waren für mich äußerst vergnügliche Aktivitäten. Ich war gut in der Schule, aber auch das hatte nicht viel mit Ehrgeiz zu tun – es war vielmehr ein Abfallprodukt meines Stubenhockerdaseins, da auch Hausaufgaben gut im stillen Kämmerlein gelöst werden können. Gut, das bürgerliche Privileg des Platzhabens war natürlich Grundvoraussetzung für diesen Lifestyle – aber ihr versteht, worauf ich hinauswill.

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