Reformen reichen nicht
Von
Von Vanessa E. Thompson
Protokoll: Juri Wasenmüller
Wenn wir als intersektional-feministische Abolitionist*innen von Abolitionismus sprechen, meinen wir damit einerseits einen theoretischen Ansatz, aber auch eine politische und soziale Bewegung. Die Theorie des Abolitionismus ist ohne die Praxis nicht wirklich zu verstehen. Wörtlich heißt Abolitionismus Aufhebung oder Abschaffung. Historisch ging es dabei vor allem um die Abschaffung der Versklavung und zwar nicht nur in den USA, wie oft angenommen wird. Auch in Südamerika und der Karibik gab es Plantagen – die abolitionistische Bewegung war schon immer eine transnationale und globale. In die
Kontinuität dieser Bewegung im Kampf gegen Versklavung und Kolonialismus sind signifikante Ereignisse eingeschrieben. Die haitianische Revolution ist z.B. eine dieser Manifestationen abolitionistischer Praxis, die ein unglaubliches Echo auf den Plantagen in den Amerikas und in anderen Teilen der Karibik hatte. Die sogenannten Maroon Communitys sind ein weiteres Beispiel. Menschen, die von den Plantagen in die Wälder oder ins Hinterland geflohen waren, wie in den Quilombos in Brasilien, organisierten in diesen Strukturen ein gemeinschaftliches und solidarisches Zusammenleben.
Die Idee dahinter und ein Grundsatz des Abolitionismus ist, dass man das System der Versklavung und des Kolonialismus nicht „verbessern“ oder reformieren kann, sondern dass dieses System als Ganzes abgeschafft gehört. Diese Abschaffung ist nicht einfach als ein Wegnehmen zu denken, sondern als eine Überwindung im Sinne einer radikalen Transformation, als kontinuierliches Projekt von Befreiung und Emanzipation.
Auch in Bezug auf den europä…