Von Kirsten Achtelik
Fotos: Mirjam Klessmann und Mona Salem

Eine Reportage über Menschen mit Behinderung in der Pandemie: nicht ganz einfach. Wie soll man Ereignisse lebendig beschreiben, wenn die Haupttätigkeit aller Beteiligten seit mehr als einem Jahr darin besteht, zu Hause zu sitzen und auf Bildschirme zu starren? An dem Wochenende, an dem ich mich – natürlich online – mit den beiden Protagonist*innen Rebecca Maskos und Frédéric Valin treffe, sind wir alle drei ein wenig erschöpft, mental und emotional, vom halben Dauerlockdown, den steigenden Zahlen der Covid-19-Infizierten und den abnehmenden Ressourcen der Krankenhäuser. Von der Sorge um unsere eigene Gesundheit und um die unserer Lieben, vom Warten, Hoffen, Kompensieren und Verarbeiten. Rebecca und Frédéric sind immerhin seit Kurzem geimpft, mit beiden bin

ich befreundet und habe mich während der Pandemie immer wieder ausgetauscht, über den persönlichen Umgang mit Einschränkungen und Ängsten, über unsere politischen Analysen, über Handlungsmöglichkeiten. Rebecca Maskos schreibt an einer Dissertation in den Disability Studies, darin geht es um den verinnerlichten Ableismus von Menschen mit Behinderung, der diese davon abhält, die Hilfsmittel zu nutzen, die ihnen am meisten helfen würden. Sie unterbricht diese Arbeit für Projekte und Texte, die ihr tagespolitisch wichtig sind, vor allem zu Behindertenpolitik.

Rebeccas 45. Geburtstag im März 2020 war die letzte Feier mit mehreren Menschen drinnen, gefühlt noch „vor“ der Pandemie. In ihrer geräumigen Wohnküche in Berlin-Treptow saßen und standen abends gleichzeitig etwa zwei Dutzend Menschen, darunter die Autorin dieses Textes, „die Hütte war voll“, wie Rebecca sagt. Es gab ein kleines Buffet, das Bier war auf dem Balkon, die meisten tranken Wein. Desinfektionsmittel stand bereit. Die Gespräche drehten …