Film- und Serienrezis 03/21
Von
Baghdad In My Shadow
Der Film von Samir – einem Schweizer Regisseur, der vor allem durch seine Doku „Iraqi Odyssey“ von 2014 bekannt wurde − beginnt mit Taufiq (Haytham Abdulrazaq), einem Dichter, der als Nachtwächter in einem Londoner Museum arbeitet. Er bewacht kriegerische Reliefs, die sinnbildlich für den Kampf mit seiner Vergangenheit stehen. Als Kommunist verfolgt und gefoltert, musste er während der Diktatur Saddam Husseins aus
dem Irak fliehen. Im Café seines Freundes Zeki (Kae Bahar) findet Taufiq mit Maude (Kerry Fox) eine Möglichkeit des kulturellen Austauschs. Und auch die Architektin und jetzt Barfrau Amal (Zahraa Ghandour) oder der schwule PC-Spezialist Muhanad (Waseem Abbas) finden dort Anschluss. Das Café Abu Nawas (benannt nach dem arabischen Poeten) ist aber kein sicherer Hafen. Taufiq und Zeki propagieren Freiheit, wenn sie einen Weihnachtsbaum mit Hammer und Sichel dekorieren, können dieses Versprechen jedoch nicht einlösen hinsichtlich ihrer genderspezifischen Rollenbilder und Vorurteile gegen homosexuelle Liebe. Und als Taufiqs Neffe Naseer (Shervin Alenabi), für den Taufiq eine Vaterrolle einnimmt, sich islamisch radikalisiert, ist das Café, der Rückzugsort, in Gefahr. Der Film brilliert darin, Widersprüche als Lebensrealität darzustellen. Sie sorgen für Diskussion, doch nicht für Spaltung. Yuki Schubert
„Baghdad In My Shadow“ CH / DE / UK 2019 ( Regie: Samir. Mit: Haytham A…