Von Ina Holev

Sie bringt die Erlösung. Die Malka Germania – hebräisch für Königin Deutschland – reitet in wallenden Gewändern auf einer Eselin durch die deutsche Gegenwart. Die Figur wurde von der israelischen Künstlerin Yael Bartana geschaffen, die mittlerweile in Berlin und Amsterdam lebt und wirkt. Dieses Video ist das Herzstück von Bartanas erster Werkschau in Deutschland, die das Jüdische Museum Berlin der Künstlerin widmet. Es zeigt über fünfzig frühe und neuere Arbeiten, darunter Videoinstallationen, Fotografien und Lichtskulpturen aus Neon.
„Redemption Now“ – „Erlösung Jetzt“ – dieser Ausstellungstitel könnte nicht aktueller sein. In Deutschland hoffen wir auf ein Morgen mit Impfstoff und

ohne Beschränkungen. Doch das hatte nur geringen Einfluss auf Bartanas Arbeit. „Ich habe schon vor der Pandemie an dem Projekt gearbeitet. Ich habe mir überlegt – wer könnte ein*e Erlöser*in sein? Wieso haben Gemeinschaften oft den Wunsch nach Erlösung? Es ist immer eine Antwort auf Unsicherheiten“, erklärt die Künstlerin. Yael Bartana verarbeitet in ihrem Werk meist historische Erzählungen und Rituale. Sie hinterfragt, wie wir nationale und andere kollektive Identitäten formen – einerseits in ihrem Herkunftsland Israel oder in Polen, andererseits auch in Deutschland.

In Bartanas Werk sind Vergangenheit und Zukunft nie klar zu trennen, ebenso Realität und Fiktion. Die Videoarbeit „ … And Europe Will Be Stunned“ entstand zwischen 2006 und 2011. Diese Trilogie imaginiert eine Bewegung der Rückkehr von drei Millionen Jüd*innen nach Polen. Anlässlich des immer wieder extrem aufkommenden Antisemitismus in Europa wirkt diese Vision fast wie Science-Fiction, gerade mit Blick auf aktuelle antisemitisc…