Von Julika Kott
llustration: Anna Beil

Wie kommt eine Frau zum Orgasmus?“ Das ist eine von vielen Fragen, die sich die Schüler*innen von Carolin Zahn, Biologielehrerin an einer Mittelschule in Augsburg, stellen. Ihr ist aufgefallen: Anhand der Schulbücher, die sie im Unterricht verwendet, kann sie solche Fragen nicht beantworten. Um den (cisnormativ betrachtet) weiblichen Orgasmus erklären zu können, sagt sie, müsste die Klitoris in den Büchern vollständig abgebildet sein. Bisher haben Verlage in Deutschland die Klitoris in ihren Schulbüchern allerdings falsch oder gar nicht abgebildet. Zu sehen ist lediglich ein Punkt oder ein tropfenförmiges Etwas, das den äußeren Teil der Klitoris darstellen soll, die Klitoriseichel. Der zehnmal so große, innere Teil des Organs wird dabei vollkommen ignoriert. Das ändert

sich aber langsam. Nachdem der Cornelsen-Verlag seit Frühjahr 2020 in seinen Biologiebüchern die Klitoris in ihrer Gesamtheit abbildet, ziehen Verlage wie Klett und die Westermann Gruppe nach und überarbeiten ihre Abbildungen.

© Anna Beil

Zwanzig Jahre. So lange hat es gedauert, bis es die Klitoris in die Lehrbücher geschafft hat. Denn bereits 1998 stellte die australische Urologin Helen O’Connell fest, dass die Klitoris viel größer ist als bisher angenommen. Zwar wurden die Klitorisabbildungen in den neuen Auflagen aktualisiert, viele Schulen arbeiten aber noch mit den alten Lehrbüchern. „In den Schulbüchern ist die Klitoris teilweise nicht mal ein Organ für sich, sondern einfach nur ein schraffierter Bereich“, sagt Sina Krüger, die in ihrer…