Von Josephine Papke

Unter dem Hashtag #DarkAcademia verkleiden sich Menschen als Retroversionen von Studierenden oder Privatschüler*innen. Auf in dunklen Farben gehaltenen Bildern und Videos inszenieren sie eine demonstrative Wissbegierde und Affinität zu klassischer Literatur, Kunst und Kultur. Häufig wird dabei ausgeklammert, dass die Geschichte von elitären Bildungseinrichtungen sowie das heutige Universitätssystem exkludierend und rassistisch sind. Doch es gibt auch Schwarze Personen, die bei diesem Trend mitmachen. Sie wollen das veraltete Bild, Intellektualität gehöre nur den Weißen, dekonstruieren. Ist das widerständig oder trägt es zur Romantisierung problematischer Zeiten bei?
Die Vielschichtigkeit der Ästhetikenaneignung lässt sich am besten am Trend des Cottagecore

ausführen, der sich im Jahr 2020 etabliert hat. Der Cottagecore-Stil kreiert eine ländliche Idylle, bei der Spitzenkleider und Korsetts getragen oder gewebte Picknickkörbe mit selbst geerntetem Obst gefüllt werden, während im Hintergrund zarte Stimmen wie die der Sängerin Phoebe Bridgers erklingen. Mit einem rosaroten Filter verziert, ergeben sie ein Bild der absoluten Harmonie. Ist es Zufall, dass jene Ästhetiken in Zeiten des Lockdowns so populär wurden? Jetzt, wo das soziale Leben zum größten Teil stillsteht, müssen neue, pandemiekonforme Hobbys gefunden werden. Brot backen, im Freien picknicken, Blumen pflücken und Tee aus exquisitem Geschirr trinken sind Beschäftigungsmöglichkeiten, die in globaler Isolation erlaubt sind und den Stil des Cottagecore prägen. Diese harmonische Imagination hat allerdings ihre Leerstellen. Wer darf romantisch geschützt leben?

Am meisten gefeiert werden die Cottagecore-Videos weißer cis Frauen. Schwarze Frauen bekommen im Mainstream der Social- Media-Ästhetik nur wenig Pla…