Der Begriff „Design“ ist omnipräsent. Nageldesign, Möbeldesign, Fashion Design, Zeitschriftendesign – und es stimmt: Alles, worauf wir schauen, ist gestaltet. Nun ist „gestalten“ ein gemeinhin positiv konnotierter Begriff. Wer möchte nicht gestalten? Darin schwingt Handlungsmacht mit, Einfluss und Verbesserung. Ebenso wichtig ist allerdings die Verantwortung, die mit Gestaltung einhergeht, denn Gestaltung beeinflusst uns. Unser Denken, unser Handeln, unser Wissen. Werbebilder konstruieren Geschlechterrollen, Smartphones verändern unseren Umgang mit Informationen und unsere Kommunikation. Entsprechend kritisch wird Gestaltung vielerorts analysiert, auch von mir. „Als Expertin“ wurde ich häufig gefragt: „Gestalten Frauen anders als Männer?“ Das zeitgenössische

Update dieser Frage lautet: „Gibt es feministische Gestaltung?“ Während ich bei der ersten Frage tief und forciert ruhig durchatmend die Augen verdrehte, ist letztere nicht uninteressant – wenn sie aufgefächert wird. Denn feministisches Denken und Handeln kann sich auf verschiedene Weisen in der Gestaltung niederschlagen. Augenfällig ist Gestaltung mit feministischem Inhalt. Plakate für Frauenrechte z. B. oder feministische Magazine. (Ich fokussiere ab hier auf Grafikdesign, also das Arrangement von Schrift und Bild auf einer Fläche.) Auch gendersensible und inklusive Gestaltung von Piktogrammen fällt in diese Kategorie. Da lässt sich leicht das Label „feministisch“ draufkleben.
Aber es wird auch auf anderes geklebt. Etwa auf T-Shirts mit  Slogans wie „The Future is Feminist“, die zum Teil unter ausbeuterischen Verhältnissen produziert und anschließend für mehrere Hundert Euro verkauft werden. Ist das feministisch? Unter den Stichworten Femvertising und Pinkwashing wird Kritik an Unternehmen geübt, die …