Von Marie Minkov

Der Einladung zu meinem ersten Date mit 17 habe ich aus Höflichkeit zugesagt und meine Mutter mitgenommen, um möglichst wenig mit ihm reden zu müssen. Es gibt kaum eine Phase im Datingprozess, die ich nicht unangenehm finde: aufeinander aufmerksam werden, Interesse bekunden, kennenlernen, sich annähern. Und am Ende die Frage: Warum das Ganze eigentlich?

Wenn Menschen meine eineiige Zwillingsschwester und mich fragen, ob wir uns gut verstehen, müssen wir lachen. Natürlich. Doch so gut wir uns verstehen, so schlecht verstehen wir uns mit anderen. Bereits als Kinder fiel es uns schwer, mit anderen zu kommunizieren. Es war seltsam, wie sie die Dinge nicht auf Anhieb verstanden, wie anders ihre Gehirne programmiert waren. An Personen, die wir neu kennenlernten, hatten wir unrealistisch hohe Ansprüche. Wir waren daran gewöhnt, mit einer Person Zeit zu verbringen, die komplett auf uns abgestimmt ist. Freundschaften? Okay. Aber Dating? Schwierig.

Wenn wir anfangen, jemanden zu daten, bedeutet das, dass wir einander weniger Nachrichten am Tag schreiben, öfter abgelenkt sind, vielleicht nicht immer zuhören. Als das zum ersten Mal bei mir der Fall ist und ich eine Woche später mit meiner Schwester in einem Bett schlafe, sagt sie: „Du kuschelst irgendwie anders als sonst.“ Manchmal reden wir darüber, ob wir einander unsere Partner*innen vorstellen würden, auch wenn das b…