Missy Magazine 03/21, Filmaufmacher, Shiva Baby
© Mubi

Von Rayén Garance Feil

Danielle (Rachel Sennott) hat Sex mit ihrem Sugar Daddy, als ihr Handy klingelt. Kurz darauf begeht sie mit ihrer Familie den ersten Tag einer Shiva (auch: Schiwa; jüdische Trauerwoche im Anschluss an ein Begräbnis) – das Hauptsetting des Films. Auf der Trauerfeier ist sie augenblicklich prüfenden Blicken, erwartungsvollen Fragen und dem übergriffigen Getuschel neugieriger Bekannter ausgeliefert: Was studiert sie? Hat sie einen Freund – oder eine Essstörung? Danielle sucht Schutz am Buffet, kann aber ihrer auch

anwesenden Ex-Freundin Maya (Molly Gordon) kaum aus dem Weg gehen. Mutter Debbie (Polly Draper) ermahnt sie, auf „funny business“ (Geflirte oder Geknutsche) mit der Ex zu verzichten. Und auch einer weiteren Person ist schwer zu entkommen: Sugar Daddy Max (Danny Deferrari) ist unter den Trauernden – Danielle erstarrt. Alles eskaliert, als dann auch noch dessen Ehefrau Kim (Dianna Agron) mitsamt Baby auftaucht.

Die Regisseurin und Drehbuchautorin Emma Seligman begleitet die Protagonistin quasi in Echtzeit und, abgesehen von der Anfangsszene, lässt die Handlung an einem einzigen Ort spielen. „Shiva Baby“ ist Seligmans Spielfilm-Debüt, basierend auf dem gleichnamigen Kurzfilm, mit dem sie ihr Studium abschloss. Sie zeigt jüdische und bisexuelle Realität, inszeniert aber auch treffend ein ganz universelles Gefühl der Beklemmung, das wohl viele junge Menschen aus familiären Zusammenkünften und den dort an sie gestellten Erwartungen kennen.

Danielle jongliert mit ihren verschiedenen Rollen: Trauernde, Ex-Fr…