Von Silvia Silko

US-amerikanischer Country ist ein Genre mit wenigen Überraschungen: Altbekannte Instrumentierung sorgt für eingängigen 4/4- Takt, oft werden einfache Songstrukturen bedient und Texte gesungen, in denen von bodenständigen Sehnsüchten und Lebensentwürfen erzählt wird. Das Besinnen auf ursprüngliche Werte und die Liebe zu Bourbon und Jesus gibt es serienmäßig dazu. Zumindest im Mainstream-Country, der seine Hauptstadt am oft besungenen Cumberland River in Nashville, Tennessee hat.
Country belegt in den USA den sechsten Platz der beliebtesten Musikgenres und ist für 8,7 Prozent der gesamten Musikverkäufe verantwortlich. Die Industrie floriert hauptsächlich in den konservativen Südstaaten – auch, weil hier die eigene US-amerikanische Identität

gespiegelt wird. Und die ist weiß, heteronormativ und cismännlich – und zwar vor, auf und hinter der Bühne. Die Erkenntnis, dass die Musikbranche sexistisch ist, wird keine*n vom Gaul werfen. Aber das Country-Business ist ein besonders diversitätsfernes Pflaster: Laut Billboard- Jahresbericht 2020 ist Musikerin Maren Morris die einzige Frau, die es mit ihrer Platte „Girl“ unter die zehn erfolgreichsten Alben des Jahres schaffte. Kein Wunder: Eine Studie zu Gender Equality im US-Country-Radio stellte fest, dass 2018 nur ein Zehntel der gespielten Songs von Interpretinnen stammte. Wenn also schon weiße cis Frauen eine Rarität im Country sind, dürfte jede andere marginalisierte Gruppe wohl auf der allerletzten Saite fiedeln.

„Mir wurde geraten, mich nicht zu outen“, erzählt Singer-Songwriterin Brooke Eden im Zoom-Gespräch. In der Country-Geschichte mussten sich Stars der Szene schon oft zwischen Karriere und offen gelebter sexueller Orientierung entscheiden. Die Musikerinnen Chely Wright oder Ty Herndon sind…