Interview: Sonja Ella Matuszczyk

Im feministischen W.I.T.C.H.-Manifest aus den späten 1960ern heißt es: Hexen sind die eigentlichen Widerstandskämpfer*innen. Weil sie mutig, forschend und revolutionär waren. Und außerdem visionäre Rundumtalente, wenn man sich die Musikerin und Teilzeithexe

anschaut. Schon in ihrer Jugend bot ihr das Übernatürliche eine der wenigen Fluchtmöglichkeiten aus dem konservativen Korsett der Suburbs von Sacramento. Während ihres Literaturstudiums verwandelte sie ihre Fantasiewelten zunächst in Lyrik, später in bildende Kunst und seit 2015 auch in Musik. Auf ihren letzten zwei Alben entwickelte Cabral zwischen Space-Rock-Epos und souligem Goth-Pop einen genresprengenden und trotzdem intimen Sound, der sich an den Grenzen des rational

Fassbaren bewegt und doch mit seinen Geschichten von Unterdrückung und Revolution mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Auf ihrem neuen Album „The Turning Wheel“ setzt sie alles auf eine Tarotkarte und wagt den Sprung ins Unbekannte. Ein Gespräch über Pinguine, Frida Kahlo und Neuanfänge.

Deine bisherigen zwei Alben sind fast komplett in Eigenregie entstanden. Für dein neues Album „The Turning Wheel“ hast du dir 31 Musiker*innen an die Seite geholt. Kam dir diese Idee während der Pandemie?
Nein, ich habe mit der Arbeit am Album vor der Pandemie begonnen. Und auch mit einer ganz anderen Mentalität. Denn noch während der Veröffentlichung meines letzten Albums hatte ich nicht realisiert, dass Musik eine Karriere sein könnte. Ich hatte zur gleichen Zeit an der UC Berkeley einen Platz in einem Graduiertenprogramm angenommen, habe weiterhin Kinder unterrichtet – alles fühlte sich sehr freischwebend und wie ein großes Experiment an. Nach meinem Abschluss habe ich mich einen Sommer lang…