Von Rayén Garance Feil
Illustration: Nadine Redlich

Einen ganzen Winter Hitzewallungen. Pulli an, Pulli aus, im Fünf-Minuten-Takt. Ich, zu dem Zeitpunkt 23 Jahre alt, sitze in Uniseminaren, wundere und schäme mich ein bisschen dafür. Gegenüber Freund*innen scherze ich: „Ach, es sind die Wechseljahre.“ Doch mein ganzer Körper und auch meine Psyche spielen verrückt, die Menstruation bleibt mehrere Monate weg – ich merke, dass etwas nicht stimmt. Meine Hausärztin gibt mir eine Überweisung für die Endokrinologie, auf den Termin muss ich monatelang warten. Und dann sind es tatsächlich die Wechseljahre. Die Diagnose lautet Prämature Ovarialinsuffizienz (POI). Die Endokrinologin erklärt mir, dass meine Eizellenreserve schon

jetzt gegen null gehe und da „nicht mehr viel“ passiere. Ich erfahre, dass ich im Falle eines Kinderwunschs entweder adoptieren oder mich im Ausland mit einer Eizellenspende befruchten lassen könne. „Spontan schwanger werden“ könne ich nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit bis zu fünf Prozent. Mich ergreift ein Gefühl des Verlusts – dabei weiß ich noch gar nicht genau, ob ich Kinder will.

Von einer POI, die als das Erlöschen der Eierstockfunktion vor dem vierzigsten Lebensjahr definiert wird, sind ein bis zwei Prozent aller Frauen unter vierzig Jahren und 0,1 Prozent unter dreißig Jahren betroffen. (Mit Frauen sind vermutlich nur cis Frauen gemeint.) Die Hormonproduktion wird heruntergefahren, es findet kein regelmäßiger und schlussendlich gar kein Eisprung mehr statt. Das kann z.B. autoimmunologisch oder genetisch bedingt sein, doch in 85 bis 90 Prozent der Fälle bleibt die Ursache unbekannt, so die European Society for Human Reproduction. Anzeichen für eine POI können das längere Ausbleiben der Peri…