Von Steffen Greiner

Normalize not getting shit done? Wichtig, aber nicht hier. Julian Warner ist zwar einer von den guten Typen, aber auch einer, der eine beinahe gestrige Energie vorlebt, Projekt um Projekt: Buch, Platte, Theater, Doktorarbeit. Unermüdlichkeit ist vonnöten: Es sind steinige, steil ansteigende Felder, die Warner als Musiker, Theatermacher, Wissenschaftler bespielt.

Mehr noch, insofern da statt klarer Front Lust zu sein scheint auf ein Denken, das nicht

zuerst der Bestätigung der eigenen Vorstellungen seiner selbst dienen soll. Also vielleicht: ein Aktivismus ohne Aktivist*in zu werden. Expert*innen würden zu „Subjekten ihres Diskurses“, schreibt er, und man kann seine Arbeit als Versuch lesen, das für sich zu vermeiden. Warners im April erschienenes Buch „After Europe“ macht das deutlich. Es dokumentiert ein von ihm zusammengestelltes Panel zu Dekolonialisierung an den Sophiensaelen Berlin, aber bildet tatsächlich Diskussionen ab, nicht „Argumentepanzer“ der Sprechenden. Dass das Rassismusverständnis des deutschsprachigen Diskurses von der Übernahme US-amerikanischer Perspektiven geprägt ist, die die Vielheit der rassistischen Erfahrungen in Deutschland überlesen lassen, kritisiert er nicht nur hier. Missy Magazine 04/21, Typenparade