Text: Katja Musafiri

Es ist der letzte Samstag der Sommerferien. Mein Kind und ich arbeiten uns durch die Materialliste für das neue Schuljahr, als ich mich plötzlich richtig motiviert fühle. Total happy sortiere ich Hefte und Blöcke und kann meinen Energieschub zunächst nicht einordnen. Bis mir dämmert: Am Montag beginnt die Schule und damit geht ein gefühlt ewig währender Ausnahmezustand zu Ende. Endlich Präsenzunterricht! Allein das Wort wirkt auf mich wie das Versprechen von Freiheit. Meine letzten Monate waren von Dauererschöpfung bestimmt, die ich bis zu diesem Moment noch nicht einmal mehr als solche wahrgenommen hatte. Anderthalb Jahre Homeoffice-Homeschooling-Wahnsinn haben aus mir ganz offensichtlich einen Zombie gemacht.

Missy Magazine 05/21, Das versagen, Dossier
© Josephine Schubert

Nun bei der Aussicht auf Vollzeitbetreuung freue ich mich aber nicht auf Netflix-Gucken zwischen acht und 16 Uhr. Obwohl das völlig legitim wäre. Auch nicht auf stundenlange Selfcare-Sessions, die ebenfalls legitim und dazu dringend notwendig wären. Ich freue mich gerade vor allem darauf, endlich wieder entspannt arbeiten zu können. Wie absurd! Aber der Gedanke, vielleicht sogar mal wie- der ins Büro zu fahren und IRL Kolleg*innen zu treffen, fühlt sich ziemlich aufregend an. Seit Monaten findet beruflicher Kontakt für mich ausschließlich via Chat, Videocall und Mail statt. Die meisten Tage habe ich allein zu Hause vor einem Bildschirm verbracht. Also nicht ganz allein. Da war natürlich…