Missy Magazine 05/21, Filmrezis
© Carole Bethuel

Titane
Aus diesem Film voller Bilder, die sich einbrennen, wird wohl besonders die Sexszene in die Filmgeschichte eingehen: Protagonistin Alexia (Agathe Rousselle) tritt aus der Dusche und steigt nackt und nass in ein glänzendes Auto. Kurz darauf poltert und hüpft es, Alexia klammert sich an Gurten fest,

schreit und kommt. Wenig später ist sie schwanger. Als Kind wurde ihr nach einem schweren Autounfall eine Titanplatte hinters Ohr implantiert – seitdem fühlt sie sich zu Metall hingezogen. Bei Julia Ducournaus Film, der die Goldene Palme in Cannes gewonnen hat, fällt es schwer, immer hinzusehen: Er folgt Alexia dabei, wie sie eine Bekanntschaft nach der anderen umbringt. In ihrem Haar steckt eine Nadel und wenn sie ihren Zopf öffnet, ist das kein gutes Zeichen. Doch aus Alexia wird Adrien, der behauptet, der verschwundene Sohn von Vincent (Vincent Lindon) zu sein. Die beiden gehen eine dysfunktionale Familienbeziehung ein. „Titane“ ist ein Splatter- und Body-Horror-Film mit Genderthematik, der an Sex, Blut und Motoröl nicht spart. Doch wie seine Figur emanzipiert er sich von der reinen Gewaltdarstellung und zeigt die unbedingte Suche nach Zärtlichkeit. Lili Hering

„Titane“ FR 2021 ( Regie: Julia Ducournau. Mit: Agathe Rousselle, Vincent Lindon, Garance Marillier u. a., 108 Min., Start: …