Interview: Jessica Ramczik

Florian*, was machst du genau als Schulbegleiter?
Ich sitze mit einem Schüler zusammen im Unterricht. Letztlich ist man auch emotionale Stütze und Ansprechperson. So ist die Schulbegleitung eine Art Nachteilsausgleich für Kinder, die wegen ihrer Diagnose oder aus sonstigen Gründen nicht allein mit dem Schulalltag zurechtkommen würden. Manchmal sitze ich aber auch nur im Klassenzimmer und bemühe mich mit den Lehrer*innen zusammen darum, dass es ruhig bleibt. Das ist schon schade, denn eigentlich ist es nicht meine Aufgabe, einfach nur den Frontal- unterricht zu gewährleisten.

Wie bewertest du das System, in dem du tätig bist, und wie nimmst du den Alltag wahr? Ich sehe immer wieder im Schulalltag, wie veraltet das System Frontalunterricht ist. Das spiegelt jemand mit Autismus oft noch mal viel mehr, Überforderungen werden gerade bei solchen Klient*innen deutlicher sichtbar. Dennoch gibt es Spielräume. Nicht so sehr im System selbst, sondern bei der Art und Weise, wie ich arbeite und unterstütze.

Missy Magazine 05/21, Im falschen System Dossier
© Katja Läuter

Wo in diesem System siehst du deine Position und was macht diese für dich schwierig?
Als Sozialarbeiter ist man immer gefangen in einer Gesellschaft, die Kinder nicht fördert und ihre Entwicklung mitdenkt, sondern lediglich auf Leistung trimmt. Das zeigt sich gerade im System Förderschule. Daher ist es auch meine Aufgabe, Stress und Druck rauszunehmen und da zu stützen, wo Schüler*innen einfach nicht können. Hier stellt sich mir zumindest die Frage, inwieweit man eine kritische soziale Arbeit leisten kann und gleichzeitig Werkzeug des Systems ist.

Was ist deines Erachtens …