Gehen wir zu meinen Anfängen zurück. Insbesondere eine Frau hat mich, musikalisch gesehen, nicht mehr in Ruhe gelassen: Lale Andersen. Meine Familie hatte keinen Plattenspieler, bis ich elf war. Ich entwickelte mich also zum TV-Addict. Es gab dort ja immer diese Intermezzi: Lale Andersen im Strickpullover am Strand unter Wolken auf Langeoog – und da ich jede Menge Hausarrest hatte (allerdings mit Ensuite-Badezimmer und Fernseher), sang ich vor dem Spiegel nach, was ich vorher im TV gesehen hatte.

Als ich vielleicht vier oder fünf war, ich war jedenfalls noch nicht in der Schule, machten wir Urlaub auf Langeoog. Neben dem Seemannsfriedhof stand ein Haus in den Dünen, herausspaziert kam Lale Andersen und lud uns zum Tee ein.

Ich hatte gehört, dass sie ein Glasauge habe, und fragte auch sofort, ob sie es mir zeigen könne – sie tat auch so als ob …

Missy Magazine 05/21, Now and Then
© links: P. Gruchot, Foto rechts: arturbeul.ch, Artur und Lale. Zuhause im Garten in Zollikon (1959)

Von da an wusste ich, die wirklich Großartigen benehmen sich nicht arrogant oder affektiert – wie im übrigen auch Catherine Deneuve, die zu einem unserer Konzerte kam. Hinterher erzählte sie mir, dass sie sich immer erst den Techniker*innen vorstellt, wenn sie am ersten Drehtag ans Set kommt. Das mache ich auch – man ist ja auf sie angewiesen …

Ich beurteile Musik immer noch danach, ob sie mir Gänsehaut bereitet. In der Klassik: Maria Callas – keine hat gesungen wie sie, außer vielleicht Jessye Norma…