Tirzah Mastin tanzt. Oder sie tut, was zu tun ist, wenn ein Dosenbeat und eine krepierende Flöte in jeden Wirbel eines sehr jungen Rumpfes fahren, wenn sie möchten, dass Gelenke knacken und Fasern reißen, und man altersbedingt noch tut, was BPM von einer*m verlangen, mal loslassen nämlich, aber so richtig, like: bring it on!, aber vor allem, dass es weitergeht, immer weiter, und dass sie für einen Moment scheißegal ist: die Haltung. Man möchte also sagen, Tirzah Mastin tanze, als gäbe es kein Morgen. Dabei ist in ihrem aktuellen Leben nur eine Sache noch unwahrscheinlicher: dass der nächste Tag erst morgen früh anfängt.

Missy Magazine 05/21, Titelstory
© Vicky Grout, Assistenz: Rashidi Noah

„Es ist ein Trip“, sagt Mastin, und ob sie es mit halb geöffneten oder halb geschlossenen Augen tut, ist wie immer eine Frage der Einstellung oder des Handyempfangs. „Aber ein wirklich wundervoller“, ergänzt sie nach einer Pause, die in einen vorzeitigen Mittagsnap zu kippen droht. Denn was sie meint, sind weder der Clip zum Dosenbeattrack „I’m Not Dancing (I’m Fighting)“, der gerade im Tab hinter dem Glitchbild klebt, in welchem Mastin dem 3G-Netz von einem Raum der „totalen Blase“, die ihr Haus in London-Sidcup ist, in den nächsten hinterherjagt. Noch meint sie ihren letzten Versuch, sich in Ruhe einen Lidstrich zu ziehen, der an den Videodreh vor acht Jahren erinnert. Was Tirzah Mastin meint, ist: Kacka 2…