Von Nadine Schildhauser

Der Track „Self Center“ eröffnet das Album mit synthetischen Orgelklängen, die schwingen, nachhallen und sich steigern, bis sie vollkommen elektronisch klingen. Jeder Track entfaltet eine Dramaturgie, die sich auch insgesamt durch das Album zieht. Bis zum ersten Mal die Opernstimme in „Zibuyile Izimmakade“ ertönt, ist bereits so viel Spannung aufgebaut, dass die Produktion wie eine Theaterinszenierung wirkt. Im Laufe des Albums gleiten die Tracks zwischen Glamour und poröser Realität, zwischen Pop und Avantgarde.

Auf sanften Gesang folgen perfekt inszenierte Störgerauscheffekte. Damit steht „Desire“ in einer Reihe von in den letzten zehn Jahren veöäffentlichten Alben, die Pop und experimentelle Musik verbinden, zwischen den Genres springen und inner- sowie außerhalb des Clubs funktionieren. Diese Musik hat längst ihre Nische gefunden und sich auf internationalen Festivals institutionalisiert.

Missy Magazine 05/21, Musikaufmacher
© Jamal Nxedlana

Der US-Musikjournalist Simon Reynolds entfachte mit dem Essay „The Rise Of Conceptronica“ 2019 eine Debatte über die Akademisierung, vermeintliche Seelenlosigkeit und den scheinbar fehlenden Befreiungscharakter dieser elektronischen Popmusik. Reynolds lieferte dabei eine konservative Analyse, die mehr über seinen begren…