Interview: Jessica Ramczik

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Sportlich, witzig und bequem, mal Tomboy im Oversize-Look mit Boxershorts und weiten Shirts oder eng, kurz und durchsichtig. Ich war meine komplette Jugend nur als Tomboy unterwegs. Das hatte viel mit meinem Körpergefühl, mit der bayerischen Kleinstadt und meiner Geschlechtsidentität zu tun. Meine Auswahl ist tagesformabhängig und muss zu meiner Laune und meiner aktuellen Körperlichkeit passen. Ich habe Lieblingsteile, die ich täglich trage, und Teile, die ich mit elf Jahren schon getragen habe. Kleidung drückt mich aus, zeigt oder versteckt etwas, aber sie schützt mich auch.

Du verkaufst ja selbst auch Mode. Worauf achtest du dabei?
Meine eigenen Secondhandteile kamen fast alle von meiner Familie, vieles davon von meiner Mutter oder meiner Oma, die Schneiderin ist. Auch jedes Teil, das ich bisher verkauft habe, hat seine Geschichte. Die Shirts stammen von befreundeten Grafiker*innen oder Tätowierer*innen. Heute bedrucke ich noch Textilien, Räder oder Autos in meinem Shop BritneyPlottingServices. Gerade bei Textilien achte ich darauf, fair produzierte Baumwollshirts zu benutzen oder alte Shirts wiederzuverwenden.

Missy Magazine 05/21, Styleneid
© Roxana Rios

Wo kaufst du selbst ein?
Meine Kleidung kommt oft von Freund*innen, die selbst designen, bedrucken, z. B. Soli Shirts, Merch oder eben Graphic-Tees. In Thriftshops oder wenn Freund*innen was verkaufen, finde ich zwar manchmal etwas, aber irgendwie kommen bestimmte Lieblingsteile eher zu mir, ohne dass ich aktiv suchen muss.

Hast du Stilikonen?
Mein Exfreund war mit seiner Haltung zu und Wertschätzung für Klamotten immer eine Inspiration. Mir ist es wichtig, die Geschichte eines Styles zu kennen und wie dieser durch Musik, Subkulturen, Herkunft oder Kunst geprägt wurde. Außerdem inspirieren mich viele Künstler*innen aus den 1990er- Jahren wie Gwen Stefani und Marusha, aber auch einige meiner kreativen Freund*innen und meine Mutti.