Dave Schmidtke ist Mitarbeiter beim Sächsischen Flüchtlingsrat e.V. Im Grunde dürfte ihm kein Leid dieser Welt fremd sein und dennoch spricht aus den Zeilen, die er mir schreibt, alle Wut. Obwohl im Koalitionsvertrag der sächsischen Landesregierung steht, dass Familientrennungen möglichst nicht stattfinden sollten, fanden diese dennoch statt – die Formulierung „möglichst nicht“ dient hier offenbar als Einfallstor, um nichts an der Abschiebepraxis zu ändern. Nächtliche Abschiebungen werden erst gar nicht erwähnt. So ist es nicht verwunderlich, dass diese weiter dokumentiert wurden.

Im Pandemie-Jahr 2020 wurden aus Deutschland 10.800 Personen abgeschoben, zwar weniger als im Vorjahr, aber immer noch so viele wie zuletzt 2014. In der Nachrichtenflut zur Pandemie mag dies, gewollt oder ungewollt, untergegangen sein. Die offizielle Aussetzung der Abschiebungen während der ersten Welle führte zunächst zu einem Rückgang. Allerdings ließen die sinkenden Inzidenzen die Abschiebemaschinerie dann schnell wieder anrollen. „In Sachsen bewegen wir uns mittlerweile wieder auf einem Niveau, das mit den Jahren vor der Pandemie vergleichbar ist“, so Schmidtke. Besonders in Länder wie Georgien, Pakistan und bis Mitte August auch Afghanistan finden wieder regelmäßige Sammelabschiebungen statt. Auch sogenannte „gut integrierte“ Migrant*innen sind bedroht. Dabei ist die Lage in vielen Herkunftsländern wegen der Pandemie besonders hart.

Einen Großteil der zentralafrikanischen Länder etwa hat Corona nach wie vor fest im Griff. Die Impfquote liegt weiterhin unter zwei Prozent. Während Covid-19 stellenweise eingedämmt und „fast zu Ende“ erscheinen mag, tobt das Virus in vielen Ländern des Globalen Südens weiter.

Missy Magazine 05/21, Und es geht weiter!, Reportage
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So wie es nicht die eine Fluchtgeschichte gibt, gibt es auch nicht die typische Geschichte einer Abschiebung. Aber es gibt diejenigen, die diese Geschichten begleiten und dokumentieren, die abseits von großen Institutionen helfen und wissen, dass einige von einer Abschiebung besonders betroffen wären. Eine von ihnen ist Tatiana Kulbakina. Sie arbeitet seit ca. einem Jahr für …