Sexualisierte Gewalt ist nach wie vor etwas, das meiner Meinung nach absolut underreported ist. Es gibt wahnsinnig viele Felder, die nicht aufgearbeitet sind in dem Bereich, ganze Branchen. Es fehlt aber auch viel Wissen zu dem Thema“, sagt Juliane Löffler, Senior Reporterin bei Ippen Investigativ. Am Tag unseres Gesprächs veröffentlicht sie selbst eine #MeToo- Geschichte: Gegen einen Berliner Hausarzt, dessen Praxis insbesondere in der schwulen Szene bekannt ist, gibt es Vorwürfe sexualisierter Gewalt. Dabei ist die Berichterstattung über #MeToo-Fälle nicht einfach, denn häufig ist sexualisierte Gewalt schwer zu beweisen und das muss jede*r Journalist*in, der*die darüber berichtet: Belege und Belegtatsachen finden.

In der Regel reicht nicht nur eine Quelle, es muss mehrere Menschen geben, die entweder die Vorwürfe bestätigen oder Ähnliches erlebt haben. „Ich habe viele Geschichten erzählt bekommen, die ich für glaubwürdig halte. Aber ich konnte sie nicht veröffentlichen, weil ich dafür nicht genug Belege und Belegtatsachen zusammenbekommen habe“, erklärt die Journalistin. Die Beweise müssen im Zweifel vor Gericht standhalten, denn eine Person, der vorgeworfen wird, sexualisierte Gewalt ausgeübt zu haben, kann juristisch dagegen vorgehen, Unterlassungsklagen erwirken und, wie im Fall von Löffler, erreichen, dass der Text (zumindest temporär) aus dem Netz genommen wird. Doch es sind nicht nur mangelnde Beweise, die dazu führen können, dass #MeToo-Berichterstattung erst gar nicht zustande kommt. Nicht alle haben die Kraft dafür, über ihre Erfahrung zu sprechen: „Es gibt auch Leute, die schaffen es nicht. Die führen mit mir ein erstes Gespräch und sagen hinterher: Das alles zu erzählen hat mich retraumatisiert, es geht …