Vor einigen Jahren wurde noch viel über Umwelt- und Naturschutz gesprochen. Heute dagegen ist der Begriff „Klimagerechtigkeit“ viel mehr verbreitet. „What do we want?“ – „Climate Justice!“ („Was wollen wir?“ – „Klimagerechtigkeit!“) höre ich oft auf Demos oder Aktionen. Doch was haben die Kämpfe um Kohlekraft, E-Mobilität, Atomkraft und Tierindustrie mit Gerechtigkeit zu tun?

In den USA der 1980er-Jahren haben Aktivist*innen zum ersten Mal die Themen „Umweltschutz“ und „soziale Gerechtigkeit“ verbunden: in der Umweltgerechtigkeitsbewegung. Afroamerikanische Gruppen haben gegen Umweltrassismus protestiert. Umweltrassismus bedeutet: Es gibt mehr Umweltverschmutzung in den Gebieten, in denen viele Schwarze, Indigene, Menschen of Color und arme Menschen leben. Zum Beispiel Mülldeponien, in denen giftiger Müll gelagert wird. Das führt zu vielen Nachteilen, vor allem zu gesundheitlichen Risiken. Das bedeutet, es gibt einen Zusammenhang zwischen sozialer Ungerechtigkeit (zum Beispiel Rassismus) und Umweltverschmutzung.

Diesen Zusammenhang können wir auch in Bezug auf den Klimawandel sehen. Seit Beginn der Industrialisierung bis heute haben vor allem weiße Menschen in Europa und Nordamerika mehr als zwei Drittel des gesamten CO2ausgestoßen. Es waren auch weiße Menschen, die die Idee hatten: Wir können Menschen und natürliche Ressourcen ausbeuten und damit viel Geld verdienen. Deshalb ist die Klimakrise auch eine Folge von Kolonialismus. Oft höre ich: Menschen haben den Klimawandel gemacht. Aber eigentlich ist ein Teil der Menschheit mehr verantwortlich als der Rest. Menschen und Unternehmen aus Europa und Nordamerika sind schuld an der Klimakrise. Und sie profitieren bis heute davon.

Die Folgen des Klimawandels betreffen auch nicht alle gleich. Wieder sind die Menschen besonders betroffen, die auch sozial benachteiligt sind. Arme Menschen, Schwarze, Indigene und People of Color, Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre und trans Personen und be_hinderte Menschen haben öfters Nachteile. Zum Beispiel bei Umweltkatastrophen, Wasserknappheit und extremen Temperaturen. Deshalb gibt es zum Beispiel eine Kritik an „Fridays for Future“: Viele Menschen spüren schon jetzt oder schon länger die Folgen des Klimawandels und nicht erst in der Zukunft.

Diese Ungerechtigkeiten betreffen auch den Klimaaktivismus selbst. Manche Klimaaktivist*innen bekommen viel mehr Aufmerksamkeit als andere. Zum Beispiel schreiben Zeitungen mehr über weiße Aktivist*innen als über Schwarze, Indigene und Aktivist*innen of Color. Und für viele Menschen ist es schwieriger, aktiv zu werden, als für andere. Zum Beispiel, da sie weniger Zeit und Geld haben. Oder sie müssen sich in ihrer freien Zeit um andere Menschen kümmern. Manche können auch nicht gut mitmachen, weil sie be_hindert werden. Oft merken privilegierte Aktivist*innen selbst gar nicht, dass ihr Aktivismus manche Menschen ausschließt. Oder sie merken es und wissen nicht genau, was sie dagegen tun können.

Schwarze, Indigene und Menschen of Color haben vor ca. zwanzig Jahren die Klimagerechtigkeitsbewegung gegründet. Heute ist Klimagerechtigkeit eine weltweite Bewegung. Wenn wir Klimagerechtigkeit fordern, dann wollen wir nicht nur den Klimawandel aufhalten. Wir wollen auch das „gute Leben für alle“. Das bedeutet auch: Wir können die Klimakrise nicht aufhalten, indem wir nur neue Technologie erfinden. Sondern wir müssen unsere Gesellschaft grundlegend ändern und soziale Ungerechtigkeit bekämpfen. Damit kann die Klimagerechtigkeitsbewegung viele verschiedene Themen und Menschen zusammenzubringen.

Dieser Artikel wurde in Einfacher Sprache verfasst, um für mehr Menschen zugänglich zu sein.