Von Huyen Trang Nguyen Le

Es ist Sonntag und ich habe einen Kater. Die einzig logische Konsequenz, die jetzt daraus folgt:

Ich packe mein Handy aus und swipe um mein Leben. Manchmal swipe ich so schnell, dass ich nicht mal die Gesichter der Menschen erkenne. Während ich so vor mich hinswipe, stelle ich mir vor, ich wäre ein fiktiver Charakter in einer linken Telenovela, in der ich jetzt von irgendeiner Grit verurteilt werden würde, weil ich mit meinem bösen iPhone Menschen zur Ware mache und die Grundprinzipien des linken Aktivismus verrate. Ich muss grunzen. Ein bisschen schlecht fühle mich aber auch, weil ich es andersrum genauso kacke finde, objektiviert zu werden. Ich nutze Dating-Apps jetzt schon seit einer Weile, obwohl ich sie ätzend finde.

Außerdem denke ich, dass der Algorithmus mir mit Absicht das Leben zur Hölle machen will, weil ich ständig weiße Typen mit Dreadlocks, irgendwelche schlimmen Social Entrepreneurs oder FDP-Wähler vorgeschlagen bekomme und mich frage, was die Scheiße eigentlich soll. Neulich schrieb mich z.B. ein bekannter Ökonom und Professor an, der mich in seiner Nachricht…