Von Josephine Papke

Gerade nach der Lohnarbeit lasse ich mich gerne mal von Videos auf TikTok berieseln. Zu meinen Lieblingsvideos gehören ästhetische Vlogs, bei denen der simple Alltag porträtiert wird und gar nicht so viel passiert. Aber genau diese langweiligen Aspekte des Täglichen widergespiegelt zu bekommen, hat etwas Beruhigendes. Dass auch diese Vlogs nicht vom kapitalistischen System ausgenommen sind, zeigt sich in den Produktplatzierungen und Werbekooperationen der Videos.

Noch problematischer wird es aber, wenn die seichte Unterhaltung mir zusätzlich einbläut, dass ich in meiner Freizeit ebenso produktiv wie möglich sein solle, um den Schlüssel zum Lebensglück zu erhalten. Das passiert aktuell vor allem in den TikTok-Videos des #ThatGirl-Trends. Dass der Begriff „that girl“ eigentlich von Schwarzen Frauen stammt und von weißen Frauen angeeignet und umgedeutet wurde, überrascht nicht, wenn man sich die Ursprünge der größten und meisten TikTok- (und eigentlich allgemein Popkultur-) Trends ansieht. Die meisten am #ThatGirl-Trend Partizipierenden sind weiße, schlanke, junge, able-bodied Frauen, die sich trotzdem nicht mit dem Begriff „woman“, sondern „girl“ beschreiben.

Wie sieht diese kulturelle Aneignung und Verniedlichung von erwachsenen Frauen konkret aus? Da sie sich am frühen Morgen erst mal mit Yoga entspannt, ist „that girl“ immer ausgeruht, obwohl sie bereits um fünf Uhr aufgestanden ist. Danach macht si…