Von Christiane Erharter

„Feminism encourages women to leave their husbands, kill their children, practice witchcraft, destroy capitalism, and become lesbians“ steht auf einem Foto, das Teil einer Installation von Angela Anderson und Ana Hoffner in einer Ausstellung zum Thema Hexen ist. Patriarchat zerschlagen bedeutet, zuerst Kapitalismus zerstören, so die platte wie alte, vor allem aber nach wie vor gültige These dieses Kunstwerks. Daneben hängen T-Shirts mit Slogans wie „make kin not babies“. Dieses Motto als wichtigen CO2-neutralen Beitrag zur Weltrettung erläutert die Theoretikerin Donna Haraway so: „Eine der dringendsten Aufgaben, die wir sterblichen Lebewesen haben, besteht darin, Verwandte zu machen, nicht Babys. Diese Verwandtschaft, sowohl mit als auch unter anderen Menschen undartenübergreifend, sollte auf eine nachhaltige Art und Weise geschehen, die Generationen überdauern kann.“

Damit ist sie voll auf Linie mit dem in der queeren Community schon längst gelebten Beziehungskonzept der „Chosen Family“.
In so einer Chosen Family lebe ich – seit 2008 in einer queeren monogamen Langzeitbeziehung mit meiner Partnerin, seit 2018 erweitert unsere Pflegetochter die Familie. Meine Partnerin und ich entschieden uns 2013, unsere Beziehung zu formalisieren, und feierten das mit einem großen Fest. In Österreich trat das Eingetragene Partnerschafts-Gesetz (EPG) 2010 in Kraft, die „Ehe für alle“ ist erst seit 2019 möglich. Seit ich 17 bin, führe ich serielle monogame Beziehungen, allerdings mit Typen. Bis ich meine Partnerin kennenlernte. So war die Verpartnerung im großen Rahmen auch ein Outing als lesbische Frau.

Der Wunsch, die Beziehung offiziell eintragen zu lassen, hatte neben dem öffentlichen Bekenntnis zu unserer queeren Liebe mit dem plötzlichen Tod unseres engsten Freundes zu tun. Er starb im Alter von 48 Jahren, war offen schwul, aber zum Zeitpunkt seines Todes in keiner formalisier…