Ich war ein Höhlenwesen, ein Monster und ich lebte, zumindest zeitweise, an der Küste aus Marys Geschichte. Einmal kam ich hervor, gebeugt und zur Sonne blinzelnd, beobachtete Tauben und sah zu, wie Menschen in der Sonne Eis aßen. Dann fiel mir ein, dass ich mir ja selbst eines holen könnte. Doch es fühlte sich seltsam an. Etwas zu tun, was ich eigentlich in Gesellschaft tun sollte. Es fühlte sich gut und schlimm zugleich an, einsam zu sein.

Einsamkeit hat meinem künstlerischen Tun schon immer geholfen. Meine Höhle war mein Atelier, in dem ich ganz allein arbeitete, abgeschnitten von der Außenwelt, weil draußen eine schreckliche Pandemie ausgebrochen war. Dort konnte ich mich ganz auf mein Projekt, meine Zeichnungen und die Ideen von Mary Shelley einlassen. Zu der Zeit habe ich mich viel mit ihr beschäftigt. Ich habe allein über Alleingelassene gegrübelt, denn das sind Marys Figuren in der Regel.

Ich habe mich oft gefragt, ob sie und ich Freundinnen wären, wenn ich damals gelebt hätte. Aber wie war Mary Shelley eigentlich? Was wir heute von ihr wissen, verdankt sie teilweise dem Gossip von damals. Sie hat versucht, ein freies Leben zu führen, und es lange Zeit nicht zugelassen, sich von gesellschaftlichen Zwängen beeinflussen zu lassen. Sie wollte nicht heiraten und führte eine offene Liebesbeziehung mit einem Dichter, der nebenbei bekennender Atheist war. Ganz schön wild. Und extrem mutig, wen…