Von Nadia Shehadeh
Illustration: Linda Schwalbe

Ich bin geschieden, manchmal Single, kinderlos und seit ich klein bin, weiß ich, dass das der beste Lifestyle für mich ist. Das liegt nicht mal daran, dass ich Gesellschaft oder Kinder nicht mag: Es hängt eher damit zusammen, dass ich das Leben an sich und die Sorge für mich schon so kräftezehrend und zeitraubend finde. Ich frage mich, was für unfassbare Powermaschinen Menschen, die eine Familie haben, sein müssen. Meine Tage – vor allem im Winter – sehen meist so aus: Ich gehe arbeiten, ich komme nach Hause, ich esse einen Snack, ich gucke auf mein Handy, und dann ist auch schon Schlafenszeit. Puh. Aber

dennoch muss ich in die eng bemessenen Zeitfenster des Tages lauter Erwachsenenkram packen, der mich regelmäßig zum Ächzen bringt. Diese Care-Arbeit für mich selbst ist dabei schon so eine unglaubliche Kraftanstrengung, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, was für Menschen mit Familie alltäglich ist, nämlich meine Kapazitäten noch auf die kompetente Mitversorgung anderer Menschen auszuweiten.

Nicht, dass ich das nicht schon zeitweise getan hätte: Ich habe Partner betüddelt (manche von ihnen fast schon im All-inclusive-Style) und Pflegefälle in der Familie mitbetreut. Ich habe mich aktivistisch betätigt (auch das ist ja eine Art Care-Arbeit) sowie die Rolle der großen Schwester äußerst gewissenhaft ausgefüllt und seit der Kindheit von Füttern, Windelnwechseln bis Schwimmenbeibringen nichts ausgelassen. Trotzdem bin ich immer noch erstaunt darüber, wie viel Aufwand es ist, das, was sagenumwoben als Care-Arbeit bezeichnet wird, in dieser Gesellschaft halbwegs gescheit nur für sich selbst zu erledigen. Wen…