„Der Himmel ist blau“

Ein Gespräch mit Natascha Strobl über die Krise der CDU, „geistige Bürgerkriege“ und bröckelnde Hegemonie.

Interview: Merle Groneweg
Illustration: Hélène Baum-Owoyele

In deinem Buch „Radikalisierter Konservatismus“ analysierst du einen sich faschisierenden Konservatismus. Lass uns doch zu Beginn die Begriffe klären: Wie unterscheiden sich Konservatismus, Rechtsextremismus und Faschismus voneinander?
Ich verwende Rechtsextremismus als Oberbegriff für Ideologien der Ungleichheit und einer damit verbundenen Ungleichwertigkeit. Die Grundidee des Rechtsextremismus ist, dass jene, die „völkisch zusammengehören“, zusammen sein sollen und alle anderen raus müssen. Der Faschismus ist eine dieser rechtsextremen Ideologien, aber auch so viel mehr. Da sind wir bei Faschismusforscher Roger Griffin, dessen Definition des „palingenetischen Ultranationalismus“ ich bevorzuge: Der Faschismus nimmt einen fiktiven Punkt in der Vergangenheit – das Römische Reich, das Tausendjährige Reich, die Germanen – und

spannt sich zwischen dieser mythischen Vergangenheit und einer völkischen, autoritären Zukunft auf. Hinzu kommt, dass Faschist*innen immer den Anspruch haben, den Staat zu übernehmen, selbst wenn sie nur zu fünft sind. In diesem Anspruch unterscheiden sie sich von anderen rechtsextremen Gruppen, die „nur“ als Subkultur existieren können.

Missy Magazine 01/22, Real Talk, Der Himmel ist blau
© Hélène Baum-Owoyele

Und wo gehört da der Konservatismus hin?
Der Konservatismus hat mit seiner Basis im Bürgertum, im Großbürgertum und im Klerus eine wichtige stabilisierende Funktion für Staaten. Wenn einige Konservative doch eine systemüberwindende Perspektive entwickeln, weil sie im aktuellen System Angst haben müssen, ihr…

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