Von Lea Susemichel
Torten von Commie Cakes
Fotos: Juliette Moarbes

Wer hätte das gedacht, als KPÖ-Mitglied, als Tochter eines Schlossers? Ich nicht!“ So kommentierte Elke Kahr die Wahl, die sie nun als allererste Frau, in einer Koalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ, die 290.000-Einwohner*innen-Stadt regieren lässt. Von Revolution will die Sechzigjährige allerdings nicht sprechen. „Natürlich können wir den Neoliberalismus von Graz aus nicht besiegen“, sagt sie im Interview, das im neuerlichen Lockdown per Videochat stattfinden muss. Der Hintergrund zeigt die noch leeren Regale ihres neuen Büros im Rathaus. Dass der „Kommunismus in der Steiermark nicht für Revolution, sondern für soziales Gewissen“ steht, urteilte vor einigen Jahren bereits „Die Zeit“. Die KPÖ sei dort einfach die überzeugendere Sozialdemokratie. Auch der aktuelle

Wahlerfolg wird als „Revolution der Bescheidenheit“ kritisiert, so Samuel Stuhlpfarrer in der Wiener Zeitung „Der Standard“. So werde es nicht gelingen, den „Glauben an die Veränderbarkeit der Verhältnisse“ neu zu entfachen. „Du kannst nur durch Taten überzeugen“, hält die neue Bürgermeisterin dagegen, „dadurch, dass du Menschen Hoffnung gibst“. Doch der Vorwurf, der politische Erfolg der KPÖ, die auf Bundesebene unter einem Prozent liegt, sei bloß auf ihre „Sozialarbeit“ zurückzuführen, ist hartnäckig. Der Erfolgskurs der letzten drei Jahrzehnte hatte bereits mit Ernest Kaltenegger begonnen. Der Stadtrat Kaltenegger hat persönliche Sprechstunden ebenso eingeführt wie die Gepflogenheit, dass KP-Stadträt*innen in Graz zwei Drittel ihres Gehalts spenden. Das tun sie bis heute. Auch Elke Kahr, von der es heißt, dass sie hundert Stunden in der Woche arbeitet, behält nur 1950 Euro netto, der Rest ihres Gehalts wird umverteilt. „Selbstverständlich werde ich das auch als Bürgermeisterin weiterhi…