Von Ann Mbuti

Viele Museen bieten ihren Besuchenden zusätzlichen Lesestoff innerhalb der Ausstellung oder im Museumsshop. Was macht das C& Center anders?
Yvette Mutumba: Es handelt sich nicht nur um eine Büchersammlung, sondern um einen Leseraum. Es geht darum, dass jede*r sich auf ihre*seine eigene Art den Publikationen annähert.
Julia Grosse: Wir kuratieren nach dem Prinzip, dass es keine erwartbaren Begegnungen gibt. Expressionismus steht nicht neben einem weiteren Buch zu Malerei, sondern neben einem zur Wall Street.

Das klingt nach dem genauen Gegenteil einer Bibliothek, wo Ordnung das oberste Gebot ist.
YM: Wir haben das C& Center als beweglichen Leseraum konzipiert, der seine Struktur je nach Ort verändert. Grundsätzlich besteht es immer aus Boxen, die sich von innen und außen benutzen lassen, sodass man Bücher von beiden Seiten herausnehmen kann. Bei

der ursprünglichen Ausstellung in der ifa-Galerie Berlin war die Bibliothek in einem schmalen Raum aufgebaut, sodass man sich ziemlich durchquetschen, auf einen Hocker steigen und weit unten suchen musste, um gewisse Bücher zu erreichen. Man konnte sich nicht einfach hinsetzen und lesen, sondern musste sich aktiv bemühen. Das Unbequeme des Themas spiegelt sich so in der Architektur.
JG: Das ist auch bei der Ausstellung im Brücke-Museum so. Die Hauptausstellungsräume sind mit schmalen Gängen verbunden, in denen das C& Center platziert ist. Besuchende müssen sich zwangsläufig durch das Thema durcharbeiten – im wahrsten Sinne des Wortes. Wir wollten, dass man sich mit dem kolonialen Erbe in den Büchern auseinandersetzen muss.

Wie kommt die Auswahl der Bücher zustande?
JG: Ein Grundsatz ist, dass wir zwar unsere Sammlung mitbringen, aber auch Bücher aus einer Community-Library wie EOTO aus Berlin dabei hatten. Zu diesen wurden dann als dritte Quelle die Titel, die die Institution in…