Von Leni Pfeiffer
Illustration: Anna Beil

Leni, der wäre doch was für dich!“ Ich sitze mit meiner Freundin am Tisch und sie zeigt mir ihren Kommilitonen aus dem Kultur- und Sozialanthropologie-Seminar. Stolz hält er die lackierten Fingernägel in die Kamera, passend zu der „I am a Feminist“- Instagram-Bio. Sobald ich diesen Satz meiner Freundin höre, schalte ich auf Durchzug. Denn dieser impliziert primär die Angst meines Umfelds, ständig für mich da sein zu müssen. Ich habe mittlerweile verstanden, dass mein gewähltes Single-Sein mein Umfeld mehr triggert als mich selbst. Verkupplungsaktionen also für das Abfedern meiner Validierungsbedürfnisse? Ich bin jetzt Ende zwanzig, ganz nett, ganz witzig, ganz intelligent. Und ganz single. Ein Widerspruch? Single-Sein ist eine Terminologie, die sich bereits bei der Aussprache

isolierend anfühlt. Es suggeriert, dass ich als eigenständige Person nicht ausreiche. Während meine Freund*innen mittlerweile fast alle mit Partner*innen zusammenziehen, plane ich alleine Roadtrips durch Schottland. Ganz nervös wird darüber diskutiert, mit wem man mich an einen Tisch auf einer der demnächst anstehenden Hochzeiten setzen kann. „Vielleicht lernst du dort ja jemanden kennen!“ Immer diese übergriffige Annahme, dass das auch der Wunsch eines Singles ist. Die Gesellschaft suggeriert, als Single in den späten Zwanzigern müsse man ständig auf der Suche nach einem vermeintlichen Puzzleteil sein. Diese eine böse Stimme in meinem Kopf wurde daher von Jahr zu Jahr lauter: „Klar darfst du als Single glücklich sein. Wenn du Anfang zwanzig bist. Danach sei bitte todbetrübt und erkenne dein persönliches Scheitern an, keine Person gefunden zu haben, mit der du einen Bausparvertrag unterschreibst.“

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