Podcasttipps 02/22
Von MissyRedaktion
ost.GAYze
Es scheint, als würden sich seit wenigen Jahren kollektive Fragezeichen in den Köpfen osteuropäischer Migra-Kinder bilden: Wer sind wir eigentlich, wir Post- Ostler*innen? Welche Rolle spielen wir in diesem Deutschland, das uns irgendwie nicht vollkommen annimmt, dessen Teil wir aber sind? Der Berliner Podcast-Host Kai Hermann nähert sich diesen Fragen aus queerer Perspektive. Queerness ist in vielen osteuropäischen Ländern immer noch ein brisantes Thema: Alles jenseits tradierter Heteronormativität wird von Staat und Gesellschaft scharf verurteilt. Eine Haltung, die immigrierte Elterngenerationen nicht immer abstreifen. Queere Post-Ostler*innen bilden also eine Schnittstelle, die ihre ganz eigenen Fragen stellt. Hermann ist selbst queer und stammt aus Polen. Seine Geschichte legt er offen und lädt damit jede Folge eine andere Person aus der queeren Post-Ost-Community ein, um ihre Perspektive zu teilen. In intimen Gesprächen geht es um Identitätssuche, Heimat, Coming-out oder warum selbiges vor einzelnen Personen dezidiert nicht stattgefunden hat. Durch Kommentare zur aktuellen Situation der LGBTIQ-Community in Osteuropa oder Begriffseinordnungen nimmt „ost.GAYze“ teil an einem aktuellen Diskurs und bietet einen bisher unterrepräsentierten Blickwinkel des Post-Ost-Kosmos. Silvia Silko
„ost.GAYze“ Kai Hermann, 28–52 Min. @ost.gayze ( Instagram ), auf allen gängigen Plattformen
Feminismus mit Vorsatz
„Ob Judith Butler oder Beyoncé: Beide tragen dazu bei, den Feminismus auf ihre Weise inhaltlich voranzutreiben“, sagt Anne Wizorek, bekannt durch #aufschrei, in einer Folge von „Feminismus mit Vorsatz“. Die 30-jährige Journalistin, Wahlberlinerin und Kiezchor-Chanteuse Laura Vorsatz betreibt ihren Podcast seit August 2019, um für sich und andere auf cool-charmante Art die Facetten des F-Wortes zu erkunden. Dafür nutzt sie Hörer*innen-Sprachnachrichten und Interviews. Klar, Feminismus sollte erst mal bedeuten, dass man machen kann, was man mag. Doch Fallstricke lauern überall. Eine*r findet Feminismus zu „drastisch und kleinkariert“, andere wie Missy-Magazine-Herausgeberin Sonja Eismann ärgern sich über Fake-Pop-Feminismus auf billigen „Girl Power“-T-Shirts, gefertigt von ausgebeuteten Arbeiter*innen. Derya Binışık wiederum, Referentin für sexuelle Selbstbestimmung und reproduktive Gerechtigkeit, erzählt von Frauen in Asylverfahren, die beim Besuch der Gynäkologin schon am Tresen Verhütungsmittel vorfinden, weil sie wohl keine Kinder haben wollen, oder sollen? Weiters geht es um Queerness, Bad Feminists, #MeToo und Mutterschaft ja/nee. Zu jeder Folge liefert „Vorsatz“ auf ihrer Website Referenzen, Links und Tipps zum Nachhören und -lesen. Keine Frage, ihre Mühen brauchen Spenden. Möge die „feministische Weiterreise“ noch lange andauern! Barbara Schulz
„Feminismus mit Vorsatz“ Laura Vorsatz, 30–70 Min. feminismusmitvorsatz.de, auf allen gängigen Plattformen
Diese Texte erschienen zuerst in Missy 02/22.