Text: Josephine Apraku

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bemerke an mir, dass ich es in letzter Zeit fast schmerzhaft finde aufzustehen. Diese Welt ist… Ich weiß es nicht, mir fehlen die Worte, um angemessen zu beschreiben, was es ist, das ich fühle. In dieser emotionalen Einöde, die von patriarchalen Strukturen, weißer Vorherrschaft und daraus resultierend Krieg, Unterdrückung, Ausbeutung und Klimawandel bestimmt wird, möchte ich mich nur zurückziehen.

Aus diesem Gefühl heraus, habe ich erst gestern mit anderen Eltern den Versuch gewagt, gemeinsam mit den Kindern frühstücken zu gehen. Ich schreibe Versuch, weil es tatsächlich meistens mindestens ein schwieriges Unterfangen ist, vor allem in Deutschland, einem Land, das Kinder am liebsten leise und unauffällig mag (alles das was Kinder eher selten sind). Es hat immerhin so gut funktioniert, dass wir alle satt das Café verlassen haben und wir nervlich noch nicht völlig am Ende waren.

© Rahel Süßkind

Mit einer Freundin, mit der ich in einer längst vergangenen Zeit mal zusammengewohnt habe, stehe ich auf einem Spielplatz, den sie früher ohne Kind nie bemerkt hat. Und das, obwohl wir früher auf der Bank davor Eis gegessen haben – oft und viel. Später am Tag machen wir, was wir auch in der längst vergangenen Zeit gemacht haben, Dinge essen und quatschen. Die Kinder rennen dazu durch die Wohnung und lachen, als wäre es ihre Pflicht.

Josephine Apraku

ist nicht mehr ganz so neues Elternteil, macht Bildungsarbeit zu Diskriminierungskritik, schreibt Dinge und gründet gerade neu.

Mit Kind sieht die Welt, das ist zumindest meine Erfahrung, anders aus als ohne. Es ist eine bestimmte Art, das Leben zu erfahren. Eine bestimmte Art der Müdigkeit. Eine bestimmte Art des Mitfühlens. Eine bestimmte Art der Sorge – zumindest für mich. Das merke ich insbesondere daran, dass ich an mir den Druck wahrnehme, dass ich einen Plan brauche, denn was, wenn es eine intersektional feministische Revolution gibt, die erfolgreich ist. Zugegeben, gefühlt deutet aktuell nicht allzu viel darauf hin. Wenn du diesen Text liest, hast du einen Internetzugang und weißt, wo in dieser Welt es überall brennt.

Wenn ich sage, ich brauche einen Plan, dann meine ich eigentlich uns. Denn ja wir müssen kämpfen, damit scheinbar einige wenige Dinge sich ändern, aber ich merke das für mich: Ich bin so im Kampf festgehalten, aufgehalten eigentlich, dass es mir manchmal an einer konkreten Vision fehlt, etwas, dass ich, wenn ich morgen könnte, direkt umsetzten könnte. Wie eine von meinen alltäglichen To do-Listen.

Ich schätze, was ich eigentlich einfach sagen will ist: Es ist so so wichtig, dass wir kämpfen und aktiv sind, Informationen teilen, uns solidarisch zeigen, uns einsetzen für all die vielen, schier unendlichen Baustellen, die es gibt. Aber, der Kampf darf uns nicht, nie davon abhalten, innezuhalten und Visionen, präziser noch, Pläne für eine Zukunft zu entwickeln. Sonst wird der Kampf gegen Unterdrückung aller Art zum Selbstzweck und das ist er nicht. Er ist ein Teil auf dem Weg zu einer gerechteren Zukunft. Einer Zukunft in der ich uns allen, die kämpfen, etwas weniger Kampf wünsche.