Von Ayesha Khan

Als ich vor wenigen Wochen bei einer deutschen Nachmittagsseifenoper des öffentlich-rechtlichen Rundfunks stecken blieb, staunte ich nicht schlecht: Wie selbstverständlich war dort von „Mitarbeitenden“ und „Teilnehmer*innen“ inklusive Sprechpause die Rede. Wenn jetzt schon in harmlosen und zutiefst apolitischen, deutschen Serien gegendert wird, dann ist der Drops endgültig gelutscht. Der Bart ist ab, oder dran, das ist egal. Gendergerechte Sprache ist im Mainstream angekommen. Weiter im Programm, könnte man meinen.
Aber Pustekuchen. Während alle anderen weitermachen, sich auch anderen Themen und sozialen Fragen widmen, kämpfen sie weiter, die tapferen Genderkritiker*innen (wie sie sich zum Teil selbst bezeichnen) von den konservativen und bürgerlichen Medien wie der „FAZ“ und Co. In Meinungsbeiträgen, Kolumnen, Podcasts und Podien schwadronieren sie

über „Gender-Gaga“ und den „Genderwahnsinn“. Die „Gender-Lobby“ wolle Frauen und Männer abschaffen und Menschen nur auf das Geschlecht reduzieren. Und eigentlich sei das Gendern der wahre Sexismus, die wirkliche Diskriminierung und total antiaufklärerisch. Hinzu kommen die Deutsch-Leistungskurs-Ultras, für die es einzig und allein um den Erhalt der deutschen Sprache geht, denn gegen Anglizismen sind sie natürlich auch. Und gegen jede Form von Neuerung und diskriminierungsfreier Sprache. Wo kommen wir denn hin, wenn wir in Deutschland das N-Wort nicht mehr aussprechen oder schreiben dürfen? Diese und ähnliche „Argumente“ wiederholen sich, wechseln sich seit Jahren ab. Mal heißt es, Sprache und Wörter könne man nicht losgelöst vom Kontext und ihrer ursprünglichen Bedeutung betrachten, dann wiederum wird behauptet, Wörter seien ja bloß Wörter und könnten gar nicht diskriminieren. Das generische Maskulinum schließe doch alle mit ein. Wenn z. B. von „Wählern“ gesprochen wird, seien alle mitgemeint,…