„Das bildest du dir ein“
Von
Von Paula Steiner
Illustration: El Boum
Zwischen meinen Vulvalippen sitzt ein alter cis Typ mit Zange. Jedes Mal wenn das kalte Metall mich berührt, zucke ich zusammen. Mein erster Besuch beim Gynäkologen. Ich habe noch nie einen Finger „da unten“ reingesteckt. Ich habe noch nie einen Tampon ohne Einführhilfe benutzt.
Sex hatte ich aber schon. Vier Mal. Ich bin 18, meinen ersten Freund gibt es seit zwei Wochen und ich bin hier für die Pille. Ich setze mich aufrecht hin im Gyn-Stuhl und sage: „Können wir aufhören? Ich habe Angst.“ „Also ein Penis passt da rein, aber meine Zange nicht? Da kann ja was nicht stimmen.“ Die Pille verschreibt er mir trotzdem. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse wurde 2020 fünfzig Prozent der 18-jährigen Frauen die Pille verschrieben. Die Studie belegt, „immer weniger junge Frauen“ würden die Pille nehmen. Ich finde fünfzig Prozent ganz unabhängig von Menschen mit Uterus, die queeren, penetrationslosen oder gar keinen Sex haben, sehr viel. Vor allem wenn mensch bedenkt, dass 5,8 Prozent der 18-jährigen Menschen mit Uterus auch noch Depressionen haben. Dass es einen Zusammenhang zwischen der Pille und Depressionen gibt, ist längst bekannt. Ich nehme die Pille, bis sich mein Freund von mir trennt. Im Sommer habe ich ungern Depressionen. Es fühlt sich einfach falsch an, bei zwanzig Grad …